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Nr. 99, Juli 2017 - Internationales

EU-Konferenz in Tallin: Sie lassen die Flüchtlinge lieber ertrinken?

Noch immer weigern sich die meisten EU-Staaten, Flüchtlinge aufzunehmen. Nach zum Teil jahrelanger Flucht und einer lebensgefährlichen Fahrt über das Mittelmeer stranden die meisten von ihnen in Italien. Auf ihrer Konferenz in Tallin nun haben die Staaten beschlossen, die Zahl der ankommenden Flüchtlinge weiter zu senken, indem sie sie… im Mittelmeer ertrinken lassen!

Seit dem Abkommen mit der Türkei versuchen die meisten, auf der sehr viel gefährlicheren Strecke von Libyen aus nach Italien zu gelangen. Fast alle ihre völlig überfüllten Boote geraten schon nach kurzer Zeit in Seenot. Keiner weiß, wie viele Leichen im Mittelmeer verschwunden sind, das sich in ein riesiges Massengrab verwandelt.

Dank der Hilfsorganisationen, die Tag für Tag mit ihren Schiffen das Meer absuchen, konnten seit Anfang des Jahres 80.000 Flüchtlinge gerettet und nach Italien gebracht werden.
Genau das wollen die EU-Staatschefs jetzt verhindern. Sie, von denen die meisten für die Flüchtlinge auch wirklich nichts tun, führen nun eine ekelige Verleumdungskampagne gegen die Hilfsorganisationen. Zynisch behaupten sie: Wenn keine Flüchtlinge mehr gerettet würden, dann würde dies die nächsten Flüchtlinge davon abhalten, es überhaupt zu versuchen. Sie wissen, dass dies nicht stimmt. Menschen, die vor Krieg, Ausbeutung, Hunger oder bewaffneten Banden fliehen, klammern sich an jeden noch so kleinen Strohhalm. Sie werden es weiter versuchen, selbst wenn fast alle sterben – denn jede noch so kleine Hoffnung ist besser als keine Hoffnung.

Diesen Menschen jede legale Einreise zu verweigern und sie damit zu zwingen, mit Hilfe von Schleusern einen illegalen, lebensgefährlichen Weg zu nehmen, ist bereits schlimm genug. Ihnen nun quasi beim Ertrinken zuzusehen und nicht zu helfen, ist barbarisch! Es zeigt, welchen Grad von Verfall unsere angeblich zivilisierte Gesellschaft bereits erreicht hat.

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