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Nr. 61, Februar 2014 - Leitartikel

Es gibt keine „Kostenprobleme“ bei der Rente

Die „Rente mit 63“, die ohnehin nur für wenige und für wenige Jahre gelten soll, ist noch nicht verabschiedet, doch schon wollen CDU und SPD sie weiter einschränken. Jetzt wollen sie verbieten, dass Arbeiter, die mit 61 Jahren entlassen werden und mit 63 ihre 45 Beitragsjahre voll haben, ohne Abzüge in Rente gehen können.
Auch nur ein paar wenigen Arbeitenden die massiven Abzüge der Frührente zu ersparen, selbst das ist der Regierung schon zu viel. Dafür sei – so behaupten sie – kein Geld da.
 
Überhaupt werden sie nicht müde, uns einzureden, schon die Rente mit 63 und die Mütterrente – diese winzigen und nur kurzfristigen Verbesserungen für einige Rentner – wären eigentlich nicht bezahlbar, würden die Rentenkassen leeren und „die künftigen Generationen“ ebenso wie die heutigen Rentner müssten dies bezahlen.
 
Es ist klar, was sie mit dieser Propaganda bezwecken: Sie bereiten uns darauf vor, dass sie die nächsten Verschlechterungen bei der Rente durchsetzen wollen. Und die Arbeitenden, die 45 Jahre lang geschuftet haben und Frauen, die mühsam Kinder großgezogen haben, wollen sie dafür dann verantwortlich machen! Das ist eine Schande.
 
Was die jüngere und die ältere Generation bezahlt ist die Politik der Herrschenden. Sie allein ist dafür verantwortlich, dass unser aller Renten den Bach runter gehen.
Es sind in erster Linie die Unternehmer, deren ständige Entlassungen, befristete Verträge und Leiharbeit, Niedriglöhne und Minijobs dazu führen, dass viele im Alter nur noch die Armuts-Grundsicherung bekommen werden. Und die auch dazu führen, dass immer weniger Geld in die Rentenkassen eingezahlt wird.

Würden die herrschenden Politiker wirklich an die junge Generation denken, dann würden sie gegen die Entlassungen, gegen Befristungen und Minijobs, gegen die niedrigen Löhne – sprich gegen die wahren Rentenkiller, die Kapitalisten vorgehen.

Und zuallererst würden sie die zahlreichen Verschlechterungen bei der Rente rückgängig machen, die die Regierungen nach und nach eingeführt haben und mit denen sie nicht nur die zukünftigen, sondern auch die jetzigen Renten zerstören: die Abschaffung der gesetzlichen Altersteilzeit, die Besteuerung der Renten, die Änderung der Renten-Berechnung, kaum noch gewährte Arbeitsunfähigkeit, weniger Anrechnung von Arbeitslosigkeit, kaum noch stattfindende Rentenerhöhungen, während Abgaben und Preise steigen, und jetzt die Rente mit 67…

All diese sogenannten Renten-„Reformen“, die massiv dazu beigetragen haben, schon heute viele Rentner zu Armut, zum Arbeiten und sogar zum Flaschensammeln zu verdammen.
 
Aber, jammern alle Politiker im Chor, „Die Rentenkassen sind doch leer und die Menschen leben zu lange. Verbesserungen sind einfach nicht möglich und nicht bezahlbar.“ Nicht möglich? Doch. Es war schon in viel schlechteren Zeiten möglich.
1957 zum Beispiel, am Ende der Nachkriegszeit. In der Nachkriegszeit war Deutschland vollkommen zerstört, hatte Schulden abzuzahlen, viele Invaliden zu versorgen und 12 Millionen Flüchtlinge einzugliedern.
Doch trotzdem war es der Regierung Adenauer möglich, die Renten grundlegend zu verbessern. Bis dahin hatte kaum jemand von seiner Rente leben können. Mit der Rentenreform von 1957 aber wurden die Renten mit einem Schlag von 35% auf 50% der Bruttolöhne angehoben und 1:1 an die Steigerung der Löhne gekoppelt.
 
Was damals möglich war, ist es heute erst recht. Denn seitdem sind die Produktivität und der Reichtum der Gesellschaft noch viel größer geworden. Allein in den letzten 40 Jahren ist die Produktivität um 223% gestiegen. Das bedeutet, in einer Stunde Arbeit schafft heute jeder Arbeitende mehr als 3 Mal so viel Reichtum wie vor 40 Jahren.

Alle Menschen könnten also problemlos früher in Rente gehen – und dabei eine gute Rente bekommen. Nur muss man dafür gegen die Kapitalisten durchsetzen, dass ein Teil dieses steigenden Reichtums auch bei den Arbeitenden landet, statt wie heute ausschließlich in die Taschen der Kapitalisten zu fließen.

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