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Nr. 48, Dezember 2012 - Leitartikel

Opel: Massenentlassungen müssen verboten werden!

Monatelang hat General Motors den besorgten Arbeitern noch Hoffnung gemacht und ihnen erzählt, es sei ja „noch nichts entschieden“. GM war sogar so dreist, noch vor wenigen Wochen 4% Lohnverzicht zu verlangen… damit „weiter über die Zukunft des Werks verhandelt“ werden könne! Dabei stand schon lange fest: Bochum soll bis 2016 dicht gemacht werden.

Seit Jahren hat GM die Arbeiter belogen. Immer wieder haben sie Entlassungen, Lohnkürzungen und Leiharbeit akzeptiert – und dafür hat GM versprochen, alle Werke zu erhalten. Gleichzeitig aber hat GM still und heimlich die heutige Werksschließung vorbereitet.
Nach und nach haben sie neue, schnellere Anlagen in den Opel-Werken Eisenach und Rüsselsheim installiert und vor allem die Arbeitshetze verschärft. Mit dem Erfolg, dass heute in diesen 2 Werken genauso viele Autos gebaut werden können wie früher in allen 3 Werken zusammen. So hat GM die „Überkapazitäten“ selber geschaffen und kann nun problemlos Opel Bochum schließen: Sie können ja nun die gleiche Anzahl Autos schneller und billiger in nur zwei Werken produzieren.

Dass ihre Entscheidung eine Katastrophe ist für die vielen tausend Arbeiter bei Opel, bei all den Zulieferern und letztlich für die ganze Region – was schert es die Aktionäre von GM? Hauptsache, die Profite steigen!
Umso höhnischer klingen die Beteuerungen des Opel-Chefs, der Standort Bochum werde ja nicht ganz geschlossen, schließlich bleibe… das Lager erhalten! Oder auch die ‚kämpferischen‘ Ansagen von NRW-Ministerpräsidentin Hannelore Kraft und vom Opel-Gesamtbetriebsratsvorsitzenden Schäfer-Klug, dass man hart mit Opel verhandeln werde… über mögliche alternative Produktionen und Firmen auf dem Gelände. Danke – dieses Märchen von den angeblichen Ersatz-Arbeitsplätzen kennen wir im Ruhrgebiet seit der Zechenschließungen nur zu gut!
Keiner der Politiker und der Gewerkschaftsführer aber stellt das Recht von General Motors in Frage, der ganzen Region diese weitere Katastrophe anzutun. Niemand fordert das Einzige, was sie verhindern könnte: Nämlich dass GM alle Standorte und alle Arbeitsplätze erhält. Dass die Autoproduktion weiter unter allen drei Werken aufgeteilt wird.
Stattdessen plappern alle die Behauptung der GM-Bosse nach, dass Opel sich verändern müsse, weil Opel finanzielle Probleme habe. Doch wieso sollten wir das glauben?

Erinnern wir uns doch nur daran, was GM 2010 gemacht hat. Damals haben GM und Chrysler in den USA ihren Aktionären ganz schnell noch 2,3 Milliarden Dollar geschenkt… und haben dann erklärt: „Wir sind Bankrott.“ Sie haben Insolvenz angemeldet und konnten auf diese Weise billig und ohne großen Widerstand ein Viertel der Werke schließen, 47.000 Arbeiter weltweit entlassen und allen Arbeitern in den USA die Löhne senken.
Kaum hatten sie diesen Massenangriff gegen die Arbeiter durchgesetzt, hatte General Motors auf wundersame Weise sofort wieder 7 Milliarden Dollar Gewinn, war 2011 schon wieder an der Börse und hatte auch gleich saftige Dividenden für die Aktionäre.

General Motors sollte also heute nicht die Mittel haben, alle drei Opel-Werke und alle Arbeitsplätze zu erhalten? Von wegen!
Wir dürfen uns auf ihr Gejammere gar nicht einlassen. Die Unternehmer werden nie aufhören, uns vorzujammern, wie schlecht es ihnen geht und worauf wir deshalb als nächstes verzichten sollen. Wir dagegen haben nur eine Chance, wenn wir unser Recht auf Arbeit und Lohn über ihr Recht auf Profite stellen und dafür kämpfen.

Jeder Arbeitende kann morgen der nächste sein, der sich in einer Lage befindet wie die Arbeiter bei Opel heute. Doch in einer solchen Lage – mit dem Rücken zur Wand angesichts drohender Massenentlassungen – haben die Arbeitenden die schwersten Ausgangsbedingungen, um sich zu wehren. Deshalb brauchen wir als Arbeiterklasse Perspektiven, um dieses Kräfteverhältnis grundsätzlich zu verändern.

Wir müssen es gemeinsam schaffen durchzusetzen, dass allen Unternehmen Massenentlassungen verboten werden. Dass stattdessen die aufgehäuften Gewinne zum Erhalt der Arbeitsplätze und Löhne verwendet werden müssen. Und dass die Arbeitenden dies kontrollieren können – indem sie sich das Recht nehmen, in die Dokumente, die Konten, die Protokolle der Vorstände, Aufsichtsräte und Aktionäre zu gucken.
Nur so können wir auf Dauer verhindern, dass eine Handvoll großer Aktionäre wie Diktatoren über unser Leben, über das Leben und den Ruin tausender Familien und ganzer Regionen entscheiden kann.

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