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Nr. 142, Mai 2021 - Ihre Gesellschaft

Mikrochips und Kurzarbeit in den Autowerken - Die Folgen einer irrsinnigen Wirtschaftsordnung

Bei VW, Daimler und Ford stehen derzeit immer wieder für einzelne oder mehrere Wochen die Bänder still, weil ihnen wichtige Teile, genauer gesagt elektronische Mikrochips fehlen. Prompt haben sie zehntausende Arbeitende in Kurzarbeit geschickt. Denn diese Konzerne mit ihren Milliardengewinnen finden es selbstverständlich, die Kurzarbeit zu missbrauchen, um sich von den Arbeitenden und der Allgemeinheit ihre Lieferkettenprobleme bezahlen zu lassen.

Der Chipmangel, der noch Monate anhalten wird, betrifft alle Autokonzerne weltweit. Die Gründe sind die zögerlichen Bestellungen der Autoindustrie zu Beginn der Pandemie, der Homeoffice-Boom der Computer- und Handyproduktion, die ebenfalls Mikrochips braucht, außerdem mehrere Naturkatastrophen in den produzierenden Ländern.
Doch dass diese Störungen so massive Folgen haben, ist die Folge einer grundlegenderen Entwicklung der Wirtschaft. Wie Masken oder Medikamentenwirkstoffe sind Mikrochips Massenware, deren Herstellung für die Kapitalisten nur in riesigen Mengen wirklich profitabel ist.

Daher haben die Autohersteller und Elektronikkonzerne deren Produktion ausgelagert und in einigen wenigen Unternehmen vor allem in Taiwan und Südkorea konzentriert. Das größte dieser Unternehmen, der taiwanesische Konzern TSMC, produziert ganz allein 70% der Mikrochips für die gesamte weltweite Autoindustrie. Entsprechend groß sind die Auswirkungen jeder Störung dort auf alle Autowerke der Welt.

Die Mikrochips sind kein Einzelfall. In der jetzigen Krise wurden noch mehr Fabriken weltweit geschlossen, weil den Kapitalisten deren Profitrate zu niedrig war. Mit dem Ergebnis, dass ihre ohnehin schon auf Sparflamme und Just-in-Time organisierte Produktion noch chaotischer und anfälliger geworden ist. 45% der Industriebetriebe fehlen derzeit wichtige Materialien oder Teile, insbesondere Kunststoffe.

Die kapitalistische Wirtschaft, in der jedes Unternehmen, jeder Konzern nach dem Prinzip der Profitmaximierung für sich alleine wirtschaftet und entscheidet, ist vollkommen ungeeignet für die Bedürfnisse einer weltweiten Produktion, wie sie seit Jahrzehnten existiert.

Für eine effektive und nachhaltige Produktion braucht es eine weltweite geplante Wirtschaft in den Händen der Allgemeinheit.

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