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Nr. 103, Dezember 2017 - Ihre Gesellschaft

Bürgerversicherung: das nächste Märchen der SPD

Derzeit verspricht die SPD: Sollte sie wieder regieren, würde sie die privaten Krankenversicherungen abschaffen, in die heute nur darf, wer mindestens 5.000 Euro brutto im Monat verdient oder Beamter ist. Statt „Zwei-Klassen-Medizin“ solle es eine gesetzliche Grundversicherung (Bürgerversicherung) für alle geben.

Das heutige System ist wirklich empörend. Über 90% sind gesetzlich versichert. Diejenigen aber, die am meisten verdienen – die 10.000 oder gar 100.000 Euro im Monat verdienen und damit auch die höchsten Beiträge zahlen würden – haben ihre eigenen Privatversicherungen und beteiligen sich damit kein Stück an der Finanzierung der Gesundheitsversorgung der übrigen, ärmeren Bevölkerung.
Diese wird gleichzeitig immer schlechter: Wie viele wichtige Untersuchungen, Behandlungen und Medikamente werden gesetzlich Versicherten mittlerweile verweigert! Den Kranken bleibt nur die Wahl, entweder das Geld selber aufzubringen (wenn sie es denn können), oder die Folgen für ihre Gesundheit zu ertragen.

Die privaten Krankenkassen bezahlen viele dieser Behandlungen. Und das müsste für alle Patienten so sein!
Eine Versicherung für Alle, in die Alle einzahlen und in der Alle die Gesundheitsversorgung erhalten, die heute nur privat Versicherte bekommen – das wäre wirklich ein Fortschritt.

Aber das will die SPD mit ihrer „Bürgerversicherung“ natürlich nicht einführen. Im Gegenteil, für die gesetzlich Versicherten soll alles genauso schlecht bleiben wie heute auch. Und die kleinen Beamten, also Feuerwehrleute, Beschäftigte im Jugendamt oder ältere Lokführer, sollen zukünftig ebenfalls nur noch diese schlechtere, gesetzliche Versorgung erhalten.
Diejenigen aber, die genug Geld verdienen, sollen natürlich auch weiter eine bessere Versorgung bekommen können. Dann über entsprechende private Zusatzversicherungen!

Wieder mal will uns die SPD als „soziale Verbesserung“ verkaufen, was im besten Fall alles beim Alten lässt, wenn es nicht sogar für einen Teil der arbeitenden Klasse eine Verschlechterung bedeutet.

Heute sträubt sich die CDU gegen eine solche Reform, denn sie hat viele Wähler, die privat versichert sind. Aber dies könnte sich ändern. Seit längerem schon beklagen nämlich die privaten Krankenversicherungen, dass sie wegen der niedrigen Zinsen deutlich weniger Profit machen. Und so könnten sie den Vorschlag der SPD vielleicht irgendwann interessant finden: Die privaten Versicherungskonzerne könnten dann die unattraktive Grundversorgung ihrer älteren Patienten an die Bürgerversicherung – also an die Allgemeinheit – abgeben… und sich stattdessen ausschließlich den profitablen Zusatzversicherungen widmen.

Falls also SPD und CDU die Bürgerversicherung jemals einführen, dann für die Versicherungskonzerne.

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