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Nr. 48, Dezember 2012 - Aus dem Ruhrgebiet

Ein Leser schreibt: Als Beschäftigter beim Arbeits(losen)amt

Als ich nach meiner Ausbildung beim Jobcenter in Bochum angefangen habe, hätte ich nie gedacht, dass die Arbeitsbedingungen hier so verrückt sind. Erst bekam ich nur einen Vertrag für 18 Monate, und jetzt habe ich wieder nur einen befristeten Vertrag.
Den anderen neueren Kollegen geht es ebenso. Unsere Arbeitsverträge sind wesentlich schlechter und die Löhne niedriger als bei denen, die früher hier angefangen haben. Einige, die beim Jobcenter arbeiten, müssen ihre Löhne inzwischen sogar… mit HartzIV aufstocken lassen!

Meist sagen die Personalchefs uns erst in letzter Minute, ob wir noch mal eine Verlängerung bekommen oder fest eingestellt werden oder ob wir gehen müssen. Also müssen wir jedes Mal brav drei Monate vor Ende unseres Vertrages beim Arbeitsamt – also bei uns selber – Arbeitslosengeld beantragen!

Nach der zweiten Verlängerung werden dann auch viele Kollegen gekündigt – denn sonst müsste das Amt sie ja fest einstellen. Natürlich sagt man uns das nicht so. Stattdessen sagt der Agenturchef dann: „Es tut uns sehr leid, aber unser Budget reicht nicht, wir haben kein Geld mehr für Ihre Stelle.“
Komischerweise nur ist ein paar Wochen später wieder Geld da, und auf der gleichen Stelle sitzt dann ein neuer Kollege… natürlich wieder mit befristetem Vertrag. Und so können wir uns als Beschäftigte beim Jobcenter am Ende selber den Hartz IV-Antrag ausfüllen.

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