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Nr. 52, April 2013 - Aus dem Ruhrgebiet

Opel: Ein klares NEIN zu ihren Erpressungen

Diesmal ist General Motors mit der Erpressung nicht durchgekommen, die sie in Bochum versucht haben. Die Opel-Arbeiter sollten zustimmen, dass 700 von ihnen schon in diesem Sommer entlassen werden, 600 weitere noch vor Ende 2014, und obendrein alle Arbeiter auf Lohn verzichten. Und das alles für das vage Versprechen, dass die übrigen Arbeiter dann erst 2016 entlassen werden und ganz vielleicht ein Lager und eine Teilefertigung mit rund 1000 Leuten bleibt... „falls die wirtschaftliche Lage sich nicht ändert“.

Lohnverzicht und Entlassungen für das verlogene Versprechen dauerhafter Arbeitsplätze: Das haben die Arbeiter bei Opel in den letzten Jahren oft genug erlebt. Obwohl Unternehmer, Politiker und Gewerkschaftsführung ihnen einreden wollten, mit JA zu stimmen, haben die Arbeiter dem Druck widerstanden: Mit 76% NEIN haben sie sich diesmal geweigert, sich erneut verschaukeln und erniedrigen zu lassen und auch noch ihrer eigenen Entlassung zuzustimmen. Damit sollten nun alle zumindest bis Ende 2014 ihren Arbeitsplatz behalten.

Der Versuch von General Motors, das Werk durch Lohnverzicht und sofortige Entlassungen noch billiger schließen zu können, ist damit gescheitert.
In den kommenden Monaten wird sich nun entscheiden, wie es für die Opel-Arbeiter nach 2014 weitergeht: Wie viele können ohne Abzüge in Frührente gehen? Wie lange bekommen sie nach 2014 (in Transfergesellschaften) noch weiter Lohn bezahlt? Wie viele behalten weiter eine Arbeit bei Opel? Und wie viel Abfindung bekommen alle anderen?

Sicher ist, dass General Motors dafür freiwillig nicht einen Cent zusätzlich herausrücken wird. Doch noch wird bei Opel Bochum auf Hochtouren produziert. Noch braucht GM jeden Zafira, der in Bochum vom Band rollt. Bis vor kurzem waren wegen der vielen Arbeit sogar noch zusätzliche Arbeiter mit befristeten Verträgen eingestellt. Das ist das Druckmittel, das die Arbeitenden in den Händen halten. Stehende Bänder, Unruhe im Werk und in der Region ist das einzige, womit die Opel-Arbeiter ihren Forderungen Nachdruck verleihen und GM zu Zugeständnissen zwingen können.

Wir alle können nur hoffen, dass sie die Kraft hierzu aufbringen werden. Trotz all derer, die ihnen einreden wollen, es sei eh schon alles verloren. Trotz all derer, die ihnen umgekehrt erzählen, jetzt müsse man Ruhe bewahren und die sie darauf vertrösten wollen, dass GM schon von alleine an den Verhandlungstisch zurückkehrt. Und auch trotz des schändlichen Verhaltens der IG Metall Führung, die den Arbeitern der übrigen Opel-Standorte erzählt hat, dass sie nur dann ihren eigenen Arbeitsplatz retten könnten, wenn sie dem Verzicht zustimmen und die Kollegen in Bochum fallen lassen.

Dabei ist es genau anders herum. Je problemloser und billiger General Motors die Schließung des Bochumer Werks durchziehen kann, desto stärker und sicherer werden sich die Bosse von General Motors fühlen. Und desto schneller und brutaler werden sie auch die nächsten Angriffe auf die übrigen Opel-Arbeiter beginnen, seien es weitere Entlassungen, Lohnverzicht, längere Arbeitszeiten… Je mehr Widerstand ihnen umgekehrt begegnen wird, je teurer sie die Schließung kommt und je mehr die Bochumer Arbeiter für sich erkämpfen können, desto besser sind auch die Voraussetzungen für die Arbeitenden der anderen Standorte.

Letztlich wird dies nicht nur das Kräfteverhältnis zwischen Arbeitern und Unternehmern bei Opel beeinflussen, sondern auch in den anderen Betrieben der Region. Deshalb geht es bei Opel Bochum nicht nur um das Schicksal der dortigen Arbeiter, sondern ein Stück weit um unser aller Zukunft.

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