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Nr. 85, April 2016 - Internationales

Polen: Kirche und Regierung wollen die Abtreibung ganz verbieten

Tausende Frauen sind am 3. und 9. April in ganz Polen auf die Straße gegangen: Gegen die polnischen „Taliban“, wie sie empört die katholische Kirche bezeichnen. Denn die fordert heute in Polen, dass Abtreibung in jedem Fall verboten werden soll: sogar dann, wenn eine Frau vergewaltigt wurde, ihre Gesundheit oder ihr Leben in Gefahr oder der Fötus unheilbar krank ist.
Das sind die letzten Gründe, mit denen eine Frau in Polen derzeit überhaupt noch abtreiben darf. In allen anderen Fällen ist dies bereits seit 1992 verboten. Bis dahin, also zur Zeit des Ostblocks, war sie für alle Frauen legal und kostenfrei gewesen.

Frauen, die das Geld haben, fahren heute ins Ausland. Doch den Arbeiterfrauen bleibt nur – wie in alten Zeiten – das Los einer illegalen Abtreibung, in Hinterzimmern, mit all den damit verbundenen Gefahren für ihre Gesundheit.
Und jetzt fordern die Oberhäupter der katholischen Kirche – alles Männer – den Frauen auch noch die letzten legalen Abtreibungen zu verbieten. Und die herrschende PiS-Partei denkt ernsthaft darüber nach, diese Forderung in die Tat umzusetzen.

Die rechtsextreme und ultra-konservative PiS ist im Oktober an die Macht gekommen. Viele hatten sie aus Enttäuschung über die vorherige Regierung der Sozialdemokraten gewählt, unter der es für die arbeitende Bevölkerung immer schlechter geworden war.

Die PiS-Partei hingegen hatte versprochen, etwas für die einfache Bevölkerung zu machen: Sie versprach, ein Kindergeld einzuführen, über 75jährigen alle Medikamente zu erstatten, überschuldeten Familien die Kredite zu erleichtern… all das bezahlt durch Sondersteuern für Supermarkt-Konzerne und Banken.

Nichts von diesen Versprechen hat die rechtspopulistische PiS-Partei eingehalten. Einmal an der Regierung, regiert diese rechte Partei wie alle anderen für die Banken und Konzerne aus dem In- und Ausland. Den Kapitalisten, die sich bereichern, krümmt sie kein Haar. Fast alle sozialen Versprechen werden aus „Geldmangel“ gestrichen.
Und das einzige, was der Bevölkerung von dieser rechtspopulistischen Partei am Ende bleibt, sind ihre reaktionären Maßnahmen, deren erste Opfer heute die Frauen sind.

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