Startseite > Das Rote Tuch > 90 > Deutsche Bank: Die Arbeitenden bezahlen für den Wahnsinn dieses (...)

Nr. 90, Oktober 2016 - Leitartikel

Deutsche Bank: Die Arbeitenden bezahlen für den Wahnsinn dieses Systems

Eine Woche lang hat die Möglichkeit, die Deutsche Bank könne Bankrott gehen, international viele Großaktionäre, Bankiers und Politiker in Atem gehalten. Ihre Aktien sackten in den Keller, nachdem bekannt wurde, dass sie für betrügerische Spekulations-Geschäfte in den USA vielleicht 12 Milliarden Euro Strafe zahlen müsste.

Für unsereins klingt eine solche Summe unvorstellbar viel, doch nicht für die größte Bank Deutschlands. Die kann einen solchen Verlust eigentlich verschmerzen.
Doch die Angst ging um, die Deutsche Bank könnte das Vertrauen ihrer Geschäftspartner verlieren, dadurch Bankrott gehen und andere Banken mitreißen – wie in der Finanzkrise 2008/2009. Schon forderten die ersten CDU-Politiker, der Staat müsse die Deutsche Bank notfalls mit Milliarden-Hilfen retten.

Eine solche Nervosität ist ein Zeichen dafür, wie labil und gebrechlich ihr gesamtes Wirtschaftssystem ist.

Seitdem hat sich die Lage wieder etwas beruhigt. Die Strafzahlung wurde mehr als halbiert, und die Aktienkurse gehen wieder nach oben. Doch niemand weiß, ob die Krise damit wirklich beendet ist.
Sicher ist nur: Für die Arbeitenden der Banken geht die Krise auf jeden Fall weiter. Die Deutsche Bank hat bereits angekündigt, 9.000 Arbeitende zu entlassen. Und deren Rettung fordert keiner.

SPD-Chef Gabriel hat zwar die verantwortungslosen Manager der Deutschen Bank verurteilt, die seit Jahren mit extremem Risiko an der Börse spekulieren und außerdem Geldwäsche und andere illegale Geschäfte betreiben. Und er hat verurteilt, dass die Beschäftigten dafür mit ihrem Arbeitsplatz bezahlen sollen.
Doch hat er vor, dagegen etwas zu unternehmen? Will er der Deutschen Bank verbieten, die 9.000 Arbeitenden zu entlassen? Oder der Commerzbank, die letztes Jahr eine Milliarde Euro Gewinn gemacht hat und heute jeden fünften Arbeitsplatz (9.600 Stellen) vernichten will… nachdem sie vom Staat 18 Milliarden Euro an „Rettungsgeldern“ erhalten hat?

Selbstverständlich nicht. Gabriel schenkt den Arbeitenden nur ein paar verständnisvolle Worte, die ihnen auch nicht helfen… aber Gabriel im Wahlkampf besser aussehen lassen sollen.
Doch umgekehrt können wir sicher sein: Sollte die nächste Finanzkrise kommen, dann wird die SPD genau wie CDU und CSU nicht nur reden, sondern wieder alle Hebel in Bewegung setzen, um die Banken, die Spekulanten zu retten.

Und wie man gesehen hat, kann eine solche Spekulations-Krise schneller kommen, als man denkt. Denn nicht nur das schwarze Schaf Deutsche Bank, sondern ausnahmslos alle Kapitalisten – Reiche, Banken, Betriebe – haben mittlerweile den größten Teil ihres Geldes in die Spekulation gesteckt.
Und sie werden dabei immer unruhiger, weil die weltweite wirtschaftliche Lage seit zwei Jahren so trübe und unsicher aussieht.

Bei dieser Unruhe könnte eine schlechte Nachricht wie über die Deutsche Bank ausreichen, um eine Massenpanik an der Börse auszulösen.

Ihre letzte große Börsen- und Bankenkrise 2008/2009 hat eine weltweite Wirtschaftskrise ausgelöst und konnte nur mit Milliarden-Rettungspaketen eingedämmt werden.
Allein in Deutschland hat der Staat damals 200 Milliarden Euro zusätzlicher Schulden zur Rettung der Banken gemacht hat. Und deren monatliche Raten zahlen nicht etwa die Banken, sondern der Staat und damit wir alle.
Wir bezahlen sie mit Krankenhäusern, die aus Kostengründen geschlossen werden, mit 25 Kindern in einer Kita-Gruppe, mit Altenpflegern, die sich alleine um eine ganze Station kümmern müssen, mit ausfallenden Bussen und Bahnen…

Und alle Arbeiter bezahlen für die Krise in ihren Betrieben. Fast überall haben die Unternehmer die Krise 2009 genutzt, um zu entlassen und für alle anderen noch „flexiblere“ und kurzfristig veränderbare Arbeitszeiten einzuführen.
Und weil die weltwirtschaftliche Lage nach 2009 nie wieder so geworden ist wie vorher, haben die Unternehmer seitdem noch härter zugeschlagen, um trotzdem ihre Profite zu erhöhen: mit noch mehr Leiharbeit und unsicheren Jobs, noch mehr Fremdfirmen mit Niedriglöhnen, noch mehr Stellenabbau, noch mehr Druck auf der Arbeit…

Und wofür das alles? Wofür all diese Lebensunsicherheit, die kaputten Rücken und Nerven, der Kampf an jedem Monatsende? Dafür, dass die Unternehmer auch diese Profite in die Spekulation stecken und damit die nächsten Krisen schüren, die noch zerstörerischer werden können als die letzte!

Das ist der Wahnsinn ihres gesamten kapitalistischen Systems: Eines Systems, das auf der unerbittlichen Ausbeutung der Arbeitenden beruht und dabei den erzeugten Reichtum nicht in einen Segen, sondern in eine riesige Gefahr für die gesamte Menschheit verwandelt. Ein solches System kann und darf nicht die Zukunft sein.

Das Rote Tuch
Archiv