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Nr. 153, April 2022 - Leitartikel

Die Bevölkerungen weltweit bezahlen den Krieg – das Großkapital bereichert sich!

Zwei Monate schon dauert der Krieg des russischen Regimes in der Ukraine. Zwei Monate, in denen die Bevölkerung dem Terror von Bombenangriffen und der brutalen Unterdrückung durch die Armee ausgeliefert ist. Und ein Ende ist nicht absehbar.
Die ukrainische Bevölkerung ist das Hauptopfer dieses Krieges. Doch auch die russische Bevölkerung bezahlt ihn mit vielen Toten, mit massiver Verarmung und noch mehr Unterdrückung.

Längst ist klar, dass der Krieg weltweit Auswirkungen hat. Angefangen damit, dass die Sanktionen gegen Russland die Energie- und Nahrungsmittelpreise in die Höhe getrieben haben. Auf mehreren Kontinenten gibt es bereits erste Hungersnöte und Revolten.
Selbst bei uns, in einem der reichsten Länder, müssen sich immer mehr einen Zweit- oder Drittjob suchen, um ihre Rechnungen bezahlen zu können. Und gerade jetzt, wo immer mehr Menschen darauf angewiesen sind, müssen die ersten Tafeln schließen, weil sie die vielen Bedürftigen nicht mehr versorgen können.

Die herrschenden Politiker behaupten, diesen Preis müssten wir zahlen, um die Freiheit zu verteidigen und „unab-hängig“ von einem Diktator zu werden. Das sollen wir ihnen glauben... während sie stattdessen Öl und Gas von den finsteren Diktaturen Katar und Saudi-Arabien sowie von den USA kaufen, die von diesem Geld gleich mehrere Kriege finanzieren?

Die westlichen Staatschefs geben sogar zu, dass ihre Sanktionen gar nicht dabei helfen, den Krieg zu beenden. Sie dienen einem ganz anderen Zweck. Seit Jahren gibt es einen Machtkampf zwischen Russland und den USA (gefolgt von den EU-Staaten) um den Einfluss im Osten. Dieser Machtkampf hat zu dem Krieg in der Ukraine geführt, wo er mit dem Leben der ukrainischen Bevölkerung ausgetragen wird.
 
Die Sanktionen sind nichts als ein weiteres Mittel in diesem Machtkampf. Sie haben das Ziel, ihren russischen Rivalen langfristig zu schwächen – angefangen damit, dass künftig US-Konzerne statt russische ihr Gas an Europa verkaufen. Und es ist klar, wer die Kosten ihres Machtkampfs bezahlen soll: wir Arbeitenden weltweit.
Zwar schwingen sie große Reden, dass „alle“ Opfer bringen müssten. Doch für die Konzerne gilt das nicht. Eine Reihe von ihnen bereichert sich im Gegenteil an diesem Krieg. Und alle „Opfer“ wälzen die Kapitalisten direkt auf uns Arbeitende und Verbraucher ab.
 
So haben BP, Aral und Co. nicht nur die gestiegenen Ölpreise weitergegeben, sondern an den Tankstellen noch mal was draufgeschlagen. 3 Milliarden Dollar Zusatzprofit haben sie damit seit Kriegsbeginn gemacht! Und sie sind nicht die einzigen. Zahlreiche Konzerne, angefangen bei Nestlé oder Danone, nutzen die Ausrede der „Kriegsfolgen“, um nochmal zusätzlich abzukassieren.
 
Alle Millionäre und Milliardäre spekulieren mit ihrem Vermögen außerdem an der Börse. Mit ihren Spekulationen treiben sie die Preise für Gas, Weizen und andere Rohstoffe in die Höhe und verdienen sich eine goldene Nase daran, dass Millionen Menschen in die Verzweiflung – wenn nicht gar in den Hunger getrieben werden.
Und dann sind da die Rüstungskonzerne, die sich nun an den Leichen der ukrainischen Bevölkerung und dem gigantischen Aufrüsten aller Staaten eine goldene Nase verdienen. Denken wir nur an die 100 Milliarden Euro, die die Regierung jetzt auf einen Schlag für Rüstung ausgeben will – und für die sie die Kitas, Schulen und Krankenhäuser noch weiter kaputtsparen werden!
 
Genau wie in der Pandemie hat das Großkapital keine Skrupel, sich an Tod und Elend zu bereichern – während es uns Arbeitende im Namen der Solidarität zu Opfern aufruft. Wir aber haben jedes Recht zu fordern, dass nicht wir für die Folgen ihrer Machtkämpfe und Kriege bezahlen.
 
Heute sollen wir in Deutschland mit unserem Lohn und unserem Arbeitsplatz bezahlen. Doch wir dürfen uns nichts vormachen. Das, was heute die Bevölkerung in der Ukraine und in Russland erlebt, droht morgen auch unser Los zu werden.

Der Krieg in der Ukraine hat die weltweite Wirtschaftskrise, das Wettrüsten und damit die Ursachen weiterer großer Kriege verschärft, in die auch unsere Regierung uns hineinziehen könnte.

Umso wichtiger, dass wir anfangen, uns gegen unsere Regierung und unsere Kapitalisten zu verteidigen: um zu verhindern, dass sie uns morgen als Kanonenfutter benutzen und die ganze Menschheit in die Katastrophe stürzen.

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