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Nr. 18, Februar 2010 - Internationales

Griechenland kann überall sein

Banken, Spekulanten und Regierung haben Griechenland in einen Abgrund unbezahlbarer Schulden gerissen. Die einfache Bevölkerung soll nun auf drastische Weise dafür bezahlen. Griechenland ist dabei kein Sonderfall: Dasselbe könnte bald auch den Arbeitenden anderer Länder Europas drohen.

Wie alle Länder hat sich Griechenland seit der Finanzkrise gigantisch verschuldet, um Banken und Konzerne wieder aufzupäppeln. Einmal gerettet, haben diese wenig dankbar reagiert: Seit die griechische Regierung vor einigen Wochen bekannt geben musste, dass ihr Haushaltsloch doppelt so hoch ist wie bislang gesagt, haben sich Banken und Spekulanten auf Griechenland gestürzt.

Von Banken und Spekulanten ruiniert

Jeder Staat muss seine laufenden Ausgaben durch kurz- und langfristige Kredite regeln. Die Banken verlangen nun aber doppelt so hohe Zinsen von Griechenland wie vorher. Wie bei uns Privatleuten nutzen sie es aus, wenn jemand nicht so „kreditwürdig“ ist, um sich an ihm mit hohen Kreditzinsen eine goldene Nase zu verdienen. Diese Zinsen, die auf einen Schlag in die Höhe schossen, haben das Land an den Rand des Abgrunds getrieben. Es steht nun kurz vor dem Bankrott.

Vor allem jedoch hat der drohende Staatsbankrott die Spekulanten auf den Plan gerufen. Auf die Kreditwürdigkeit von Staaten zu spekulieren, ist nämlich die neuste Mode an der Börse geworden. Spekulanten – und das sind alle großen Banken, Industriekonzerne und reichen Privatleute – machen gigantische Gewinne mit Spekulationen auf die Staatsschulden und die dazugehörigen Schuldscheine.
Sie spekulieren sogar auf den Bankrott einzelner Staaten. Als erstes haben sie sich dabei auf das Land gestürzt, das ihrer Meinung nach das schwächste Glied der Euro-Staaten ist: Griechenland. Sie haben großen Gewinn gemacht, indem sie auf eine Verschlimmerung der staatlichen Finanzlage Griechenlands gewettet haben. Und es geht weiter: Ihre nächsten Opfer scheinen Spanien, Portugal und Irland zu werden.

Kaum hat man sie vor der letzten Katastrophe gerettet, in die sie die Welt mit ihren Spekulationen gestürzt haben, fangen sie schon wieder an zu spekulieren. Sie bereiten die nächste Katastrophe vor, die vielleicht noch schlimmer wird als die vorherige. Denn mit ihren Spekulationen auf einen Staatsbankrott tragen sie dazu bei, den Bankrott hervorzurufen.

Dass dies dramatische Auswirkungen auf die Bevölkerungen hat, ist ihnen sowieso egal. Doch die Spekulanten wissen, dass dies auch gefährliche Folgen für den Euro und damit für ihr eigenes weltweites Wirtschaftssystem haben könnte. Und trotzdem: Sie denken nur an heute und ihren sofortigen großen Gewinn... egal, ob nach ihnen die Sintflut kommt.

Und die Bevölkerung soll es bezahlen

Die reichen Banken und Spekulanten zur Verantwortung zu ziehen, um den von ihnen verursachten Bankrott Griechenlands abzuwenden, das will weder die griechische Regierung, noch die Europäische Union. Beide wollen stattdessen die arbeitende Bevölkerung bezahlen lassen.
Und dafür drohen sie: Die griechische Bevölkerung solle gefälligst die drakonischen Sparmaßnahmen, Verschlechterungen, Lohnsenkungen im Öffentlichen Dienst und Steuererhöhungen der Arbeitenden akzeptieren. Sonst würde das Land im Konkurs versinken.

Doch es bleibt zu hoffen, dass sie mit den Erpressungen bei der einfachen Bevölkerung nicht so einfach durchkommen werden.

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