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Nr. 50, Februar 2013 - Ihre Gesellschaft

Opel: Die Arbeiter haben keine „fairen Verhandlungen“ zu erwarten

Sie hören nicht auf: Noch keine zwei Monate ist es her, da hat General Motors für Ende 2016 die Schließung von Opel Bochum verkündet – eine Katastrophe für die vielen tausend Arbeiter bei Opel, bei allen den Zulieferern und letztlich für die ganze Region. Und nun droht GM, alle sogar schon zwei Jahre früher, schon 2014 in die Arbeitslosigkeit zu schicken… wenn nicht deutschlandweit alle Opel-Arbeiter obendrein auf Lohn verzichten.

Trotz dieser erpresserischen und kompromisslosen Haltung tun die Politiker immer noch so, als könne man mit GM ernsthaft über die „Zukunft des Standortes Bochum“ verhandeln. Doch das einzige, worüber sie da reden, sind ein paar hundert – von 5000 (!) – Arbeitsplätzen, die mit öffentlichen Subventionen in Bochum erhalten bleiben könnten. Das ist keine Zukunft, das ist ein schlechter Scherz.
Eine Zukunft für die Betroffenen gäbe es nur, wenn das Werk und alle Arbeitsplätze erhalten bleiben. Das ist nicht möglich? Doch. General Motors macht Gewinne – im Jahr 2011 allein 7 Milliarden Dollar. Der Gewinn dieses einen Jahres würde ausreichen, um den Lohn aller Arbeiter bei Opel-Bochum über 15 Jahre lang (!) zu bezahlen.

Es wäre für General Motors kein Problem, alle Arbeitsplätze zu erhalten und die Autoproduktion weiterhin unter allen Werken aufzuteilen. Doch GM will seine Gewinne immer weiter vergrößern. Das ist der Grund, warum sie das Werk in Bochum schließen wollen. Und außerdem wollen sie den Zeitpunkt der Schließung (2014 oder 2016) noch dafür nutzen, um von allen Opel-Arbeitern in Deutschland erneuten Lohnverzicht zu erpressen.

Schon seit Jahren pressen sie mit der Schließung die Arbeiter aus. Seit 2004 hat GM in regelmäßigen Abständen damit gedroht, das Werk in Bochum zu schließen, wenn die Opel-Arbeiter nicht deutschlandweit Stellenabbau, Lohnverzicht, schlechtere Arbeitsbedingungen, mehr Leiharbeit und Auslagerungen hinnehmen. GM hat so immer neuen Verzicht von den Arbeitern erpresst… und hat gleichzeitig bereits über die Hälfte der Arbeitsplätze in Bochum vernichtet. Und nach allem Verzicht wollen sie nun das Werk endgültig schließen.

Wenn es also eine eindeutige Lehre aus Opel Bochum gibt, dann dass Verzicht keinen einzigen Arbeitsplatz rettet.
Umso empörter sind die Arbeiter in Bochum, seit sie erfahren haben, dass der Gesamtbetriebsrat und die Spitze der IG Metall auch diesem neuen Lohnverzicht zustimmen und „auf dieser Grundlage gemeinsam mit GM konstruktiv über die Zukunft von Opel verhandeln“ wollen.

Solche Verhandlungen kann und wird es nicht geben. Denn GM und die Arbeiter haben keine gemeinsamen, sondern gegensätzliche Interessen und Ziele. GM will die Bankkonten seiner Aktionäre weiter füllen, indem es Opel Bochum schließt und die Arbeiter der anderen Werke noch mehr ausbeutet.
Und dieses Ziel wollen sie mit allen Mitteln GEGEN die Arbeiter durchsetzen.

Die Arbeiter bei Opel haben daher von GM keine „fairen Verhandlungen“ und keine Kompromisse zu erwarten. Nichts wird GM freiwillig geben. Um jeden Cent Abfindung, um jedes halbe Jahr länger, das sie noch vollen Lohn erhalten, um jeden alternativen Arbeitsplatz und seine Bedingungen, um jeden, der ohne Abzüge in Frührente gehen kann, um all das also werden die Arbeiter in Bochum kämpfen müssen. Und angesichts der Kampfansage von General Motors wird selbst für jede kleine Forderung im Interesse der Arbeiter ein harter und entschlossener Kampf nötig sein.

Statt aber die Arbeiter darauf vorzubereiten, rät ihnen die Spitze der Gewerkschaft neuen Verzicht und vertröstet sie auf „faire Verhandlungen“ und „gemein-same Lösungen“ für GM und Arbeiter. Damit trägt sie dazu bei, die Arbeiter zu entwaffnen und hilft so letztlich GM, seine Angriffe durchzusetzen.
Den Arbeitern im Gegenteil zu helfen, sich ihrer Lage, ihrer Gegner und Möglichkeiten bewusst zu werden, sie dabei zu unterstützen, Forderungen in ihrem Interesse aufzustellen und sich über ihre Kraft und Perspektiven auszutauschen – das wäre die Aufgabe einer Gewerkschaft, die ihren Namen verdient.

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