Startseite > Das Rote Tuch > 88 > Bohrschlamm: LKW-Fahrer wurden wissentlich vergiftet

Nr. 88, Juli 2016 - Ihre Gesellschaft

Bohrschlamm: LKW-Fahrer wurden wissentlich vergiftet

Über zehn Jahre wurden LKW-Fahrer, die giftige Bohrschlämme transportierten, in NRW und Niedersachsen wissentlich vergiftet. An die 330.000 Tonnen Bohrschlämme, die bei der Erdöl- und Erdgasförderung in Niedersachsen entstanden, transportierten sie von dort auf die Sondermülldeponie nach Köln. Die Bohrschlämme enthielten krebserregende Ölrückstände, Quecksilber, Arsen und radioaktives Radium.

Doch niemand hatte den Fahrern das gesagt. Nicht einmal, dass sie Sondermüll transportieren! Sie bekamen keinerlei Schutzkleidung. Die Fahrer mussten in Jeans die vergiftete Erde entladen und nachher die Reste aus dem LKW waschen.
Fahrer wurden krank, bekamen anhaltende schwere Migränen, andere hatten eine Quecksilbervergiftung mit Haarausfall und hormonellen Störungen... Doch es dauerte zehn Jahre, bis die Ursache dafür herauskam. Denn die halbstaatliche „Gesellschaft zur Endlagerung von Sonderabfall“ ließ den Transport durch private Entsorgungsfirmen wie Remondis durchführen, die ihrerseits billige Subfirmen, selbstständige LKW-Fahrer und Leiharbeiter anheuerten. Die Fahrer wechselten daher oft und waren längst weg, wenn die Krankheiten auftraten.

Alle beteiligten Unternehmen behaupten heute, sie seien nicht für die Vergiftung der Fahrer verantwortlich. Schuld müsse jemand anderes sein. Ja, und zwar dieses ganze System, in dem die Unternehmer, von den Ölfirmen bis zu den Transportfirmen, für Nichts verantwortlich sind – außer dafür, Gewinn zu machen.

Das Rote Tuch
Archiv