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Nr. 102, November 2017 - Internationales

Die EU bezahlt die libyschen Sklavenhändler

Zigtausende Flüchtlinge aus Afrika, die eigentlich nach Europa wollten, werden von libyschen Milizen gefangen genommen und als Sklaven verkauft. Zum ersten Mal konnte eine solche Sklavenversteigerung heimlich gefilmt werden, für eine Reportage des Fernsehsenders CNN, die auch im deutschen Fernsehen und auf Youtube verbreitet wurde. Die Bilder erinnern einen an finstere Vergangenheit. Junge Schwarze werden nach vorne geführt und eine Stimme ruft: „Große und kräftige Jungs für die Arbeit auf der Farm“. Dann bieten die Käufer: 500 Dinar, 600, 650…

Einmal verkauft, müssen sie auf den Feldern arbeiten, ohne Lohn. Oft bekommen sie kaum etwas zu essen. Viele werden krank und sterben, weil ihre Herren sie nicht ins Krankenhaus bringen wollen. Frauen und Kinder dienen als Sex-Sklaven. Und diejenigen, die die Milizen nicht verkaufen konnten, werden meist umgebracht.

Diese Sklavenhändler leben jedoch nicht nur von dem Verkauf ihrer Sklaven, sie werden obendrein von der Europäischen Union bezahlt. Seit Anfang des Jahres bekommen diese Milizen nämlich von der EU Geld, Material und Ausbildung, um Flüchtlinge einzufangen, die über das Mittelmeer nach Europa zu gelangen versuchen. Damit es besser klingt, nennen sie das eine „Politik zur Sicherung der europäischen Außengrenzen“.

Die EU weiß genau, was die Flüchtlinge erwartet, die in die Hände dieser Milizen fallen. Doch Hauptsache, die Flüchtlinge verschwinden, bevor sie die europäische Grenze erreichen.

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