Startseite > Das Rote Tuch > 106 > USA: Die Schüler könnten einen weitergehenden Kampf ins Leben (...)

Nr. 106, März 2018 - Internationales

USA: Die Schüler könnten einen weitergehenden Kampf ins Leben rufen

Der Amoklauf an einer Schule in Parkland (Florida) Mitte Februar war die 18. Schießerei in einer US-amerikanischen Schule innerhalb von zwei Monaten. Doch diesmal hat sich die Trauer der Schüler in Wut verwandelt. Eine Überlebende des Amoklaufs rief dem US-Präsidenten zu „Schämen Sie sich“ und prangerte an, dass Trump im Wahlkampf 30 Millionen Euro von der Waffenlobby bekommen hatte. Schüler begannen, gegen die Waffenpolitik und die Beziehungen zwischen Politikern und Waffenlobby auf die Straße zu gehen – und zehntausende im ganzen Land schlossen sich ihnen an. 
Florida hat daraufhin den Kauf von Waffen etwas eingeschränkt. Und auch Trump war gezwungen, zumindest in Worten Einschränkungen zu versprechen. Vor wenigen Tagen hat er auf Druck der Waffenindustrie vieles davon wieder zurückgenommen und stattdessen ernsthaft vorgeschlagen, auch noch die Lehrer in den Schulen zu bewaffnen − damit sie bei Amokläufen selber schießen können! Währenddessen gehen die Schülerproteste weiter. Wir veröffentlichen hierzu einen Artikel der US-amerikanischen trotzkistischen Organisation The Spark vom 10. März 2018.

Nachdem ein Schütze in ihrer Schule um sich geschossen und 17 Menschen getötet hat, trauern die Schüler nicht nur um die Freunde und Lehrer, die sie verloren haben. Sie verlangen, dass etwas getan wird. Sie haben ihre Forderungen auf die Straße und vor das Regierungsgebäude ihres Bundesstaates getragen und haben damit eine landesweite Debatte über Schießereien an Schulen und Waffengewalt ausgelöst.

Ihre Demonstrationen haben junge Leute im ganzen Land dazu ermutigt, ebenfalls vor ihren jeweiligen Regierungsgebäuden zu demonstrieren und bis nach Washington D.C. zu ziehen. Eine Reihe von Demonstrationen im ganzen Land ist für den 24. März geplant.
Was diese Schüler fordern, ist absolut vernünftig: Sie wollen sich in ihren eigenen Schulen sicher fühlen! Sie verlangen insbesondere, dass die Schnellfeuergewehre vom Markt genommen werden und dass Frühwarnsysteme eingeführt werden, um mögliche Amokläufer zu identifizieren, bevor sie töten. Sie haben jedes Recht, diese und andere Schutzmaßnahmen zu fordern.
Dies hat die NRA nicht daran gehindert, sie sofort aggressiv anzugreifen. Die National Rifle Association NRA ist der größte Lobbyist der Waffenindustrie, die ein maßgebliches Interesse daran hat, dass alles so bleibt, wie es ist. Der Allgemeinheit, den einfachen Bürgern Waffen zu verkaufen ist schließlich ein lukratives Geschäft.
Die Schüler sind dabei zu entdecken, dass selbst jede noch so kleine Regulierung des Waffenverkaufs schwer durchzusetzen ist in einem Land, in dem der Profit an erster Stelle steht. Krieg ist ein großes Geschäft für die USA, und er ist Teil der amerikanischen Gesellschaftsordnung.
Wir alle werden jeden Tag regelrecht bombardiert mit einer großen Portion an Militarismus. Dies ist Teil der Propaganda, mit der sie Unterstützung für die Kriege organisieren wollen, die die USA in der ganzen Welt führen.
Nikolas Cruz, der Schütze von Parkland, Waffennarr und vom Militarismus fasziniert, ist ein Produkt dieser Gesellschaft. Dass er so einfach an eine Waffe kommen konnte, war nur der letzte Schritt in dieser Entwicklung.
Derzeit stellen die Schüler die Waffengewalt und die Einschränkung der Waffenverkäufe in den Mittelpunkt. Aber Waffen können nur der erste Schritt sein, wenn das Ziel der Schüler ist, sich sicher fühlen zu wollen.

Schüler im ganzen Land wissen, dass irgendetwas mächtig schief läuft in ihren Schulen. Sie sehen, dass etwas falsch läuft in diesem Land. Irgendetwas verursacht Stress, Verwirrung, Demoralisierung und sogar den Selbstmord von jungen Leuten wie ihnen.
Die Schulen in diesem Land – sogar in den Gegenden der Mittelschichten – werden seit Jahren der Mittel beraubt, die notwendig wären, um die Kinder wirklich erziehen und bilden zu können. Für die große Mehrheit der Schüler fehlt es an Büchern, Computern, Werkstätten, Laboren, Kunsträumen, Sportausrüstung… Vor allem aber fehlt es an Lehrern, an Sozialarbeitern, an Schulkrankenschwestern. Es gibt keine organisierte Unterstützung für Kinder, die unter Druck stehen.

Und für viele junge Leute gibt es keine vernünftigen Jobs, wenn sie aus der Schule kommen und keine Möglichkeit, ihre Ausbildung fortzusetzen. Solche Dinge lasten schwer auf den Gemütern vieler Schüler und treiben manche in den Abgrund.

Die Schüler mögen damit begonnen haben zu fordern, dass etwas gegen die Waffen unternommen wird. Aber sie und andere können auch die anderen Fragen ein großes Stück nach vorne bringen. Sie können für ihre Schulen kämpfen – dagegen, dass man ihnen die Bildung vorenthält, die jeder Mensch braucht. Sie können für die Arbeitsplätze kämpfen, die sie brauchen, wenn sie aus der Schule kommen.

Alle diese Fragen hängen zusammen. Sie sind alle Teil des Netzes, dass der amerikanische Kapitalismus in seiner Jagd nach Profit um unsere Leben herum gesponnen hat. Auf die eine oder andere Weise werden wir alle dessen beraubt, was wir brauchen, weil diese kleine Klasse an Kapitalisten an der Spitze auf Kosten von uns allen lebt. Sie macht Geld mit Waffen, sie macht Geld, indem sie Arbeiter entlässt, indem sie andere auf der Arbeit zu hart schuften lässt, indem sie die Umwelt vergiftet. Sie schmiedet Pläne, wie sie mit den Schulen Geld verdienen kann. Sie ist der Grund dafür, dass Kinder, die zur Schule gehen, sich heute nicht darauf verlassen können, dass sie dort sicher sein werden.
Die kapitalistische Klasse kann man nicht unter Kontrolle halten. Sie und ihr System müssen gestürzt werden.

Das Rote Tuch
Archiv