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Nr. 56, September 2013 - Ihre Gesellschaft

Bahn-Beschäftigte setzen Neueinstellungen durch

In Mainz hatten die Fahrdienstleiter, die in den Stellwerken den Zugverkehr auf den Bahnhöfen regeln, über Monate und Jahre Berge an Überstunden angehäuft. Sie sind eingesprungen auch wenn sie frei hatten, und hatten trotzdem ständig Unterbesetzung und Stress auf der Schicht. Immer wieder haben sie darauf hingewiesen, dass sie dringend mehr Leute brauchen. Doch es kam nichts.

Und dann prallten am 1. August beinahe zwei Regionalzüge aufeinander, weil eine Weiche falsch gestellt war. Zum Glück waren die beiden Regionalzüge noch langsam, so dass beide in letzter Sekunde, direkt voreinander zum Stehen kamen. Zu diesem Zeitpunkt waren wieder nur 2 statt 3 Fahrdienstleiter und ein Zugmelder auf Schicht.
Nach diesem Schock war bei den Arbeitern des Stellwerkes endgültig Schluss.

Sie wollten nicht länger unter solchem Stress und Übermüdung arbeiten, wo lebensgefährliche Fehler sich häufen können. Daher entschieden sie, keine weiteren Überstunden mehr zu machen, sich krank zu melden, wenn sie gar nicht mehr können und sich zu weigern, mit zu geringer Besetzung zu arbeiten. Sprich: Sie machten „nur“ noch ihre ganz normale Arbeit.

Die Folgen ließen nicht lange auf sich warten. Schon Mitte August konnte der normale Verkehr am Mainzer Hauptbahnhof nicht mehr aufrechterhalten werden. Die DB musste den Bahnhof abends und nachts schließen. Und schon nach einer Woche ging auf einmal das, was vorher nie möglich war: Bahnchef Grube versprach höchstpersönlich, in kurzer Zeit 1.500 neue Stellen bei den Fahrdienstleitern zu schaffen.
Die Kollegen wollen nun wachsam bleiben, dass aus dem Versprechen auch wirklich eine Tat wird.

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