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Nr. 117, März 2019 - Leitartikel

Proteste weltweit: für die Rechte der Frauen!

Am internationalen Frauentag, sind Millionen Frauen – und auch Männer – auf die Straße gegangen, von Spanien über Istanbul bis Algerien, Kenia und Indien.
In Spanien haben sechs Millionen Frauen gestreikt: Gegen Niedriglöhne und Teilzeitjobs, die vor allem Frauen treffen. Und gegen die verbreitete sexuelle Belästigung vor allem durch Chefs. In Brasilien sind viele tausend gegen den neuen rechten Präsidenten auf die Straße gegangen, der – wie Trump in den USA – offen frauenverachtend auftritt, Vergewaltigung als Kavaliersdelikt bezeichnet und damit regelrecht zur Gewalt gegen Frauen ermuntert!

Auch in Deutschland sind zum ersten Mal seit Jahren Zehntausende für die Rechte der Frauen auf die Straße gegangen. Selbst hier, in einem der reichsten Länder, wird die Lage der Frauen schlechter. Zwar werden Frauen Ministerin und Kanzlerin. Doch jede dritte Frau erlebt körperliche Gewalt, meist durch den Partner oder nahe Bekannte – während die Mittel für Frauenhäuser oder Beratungsstellen gekürzt werden.

Frauen sind von den Angriffen der Kapitalisten besonders stark betroffen. Bei ihnen wurden die meisten festen Vollzeitarbeitsplätze und Tariflöhne zerstört.
Vor zwanzig Jahren haben noch 70% der Frauen in Vollzeitjobs gearbeitet. Heute hingegen arbeiten fast 50% der Frauen in Teilzeit oder Minijobs.

Auch die extrem kurzfristig wechselnden oder auf morgens und abends verteilten Arbeitszeiten werden am häufigsten Frauen aufgezwungen: in Läden, Reinigungsfirmen oder ambulanten Pflegediensten... Ganz zu schweigen von denen, die zwei oder drei Minijobs an einem Tag machen.

Über 60% der Frauen verdienen weniger als 1.500 Euro netto im Monat. Kein Wunder, dass viele alleinerziehende Mütter in Armut leben. Kein Wunder, dass ganz besonders Frauen von den Armutsrenten betroffen sind.
In der Diskussion um die Grundrente hat die CDU-Spitze erklärt, Niedrigrenten wären für die meisten Frauen gar kein Problem, weil „der Ehemann ja genug Rente“ hätte. Die AfD findet gar, die meisten Alleinerziehenden wären an ihrer Armut selber schuld, weil sie aus „egoistischen“ Gründen ihren Mann verlassen hätten! Nach ihrer Logik sind nicht die Kapitalisten das Problem, die den Frauen Niedriglöhne zahlen – sondern die Frauen, die die Frechheit besitzen, von ihrem Lohn und ihrer Rente selbstständig leben zu wollen.

In Wahrheit ist die heutige Arbeitssituation vieler Frauen die Zukunft, die sie für alle Arbeiter planen, auch für die Männer. Doch es ist schwer, Verschlechterungen für alle Arbeitenden gleichzeitig durchzusetzen. Deshalb braucht der Kapitalismus zwingend die Ungleichheit – und Ideologien und Parteien, die diese Ungleichheit rechtfertigen.

Auch deshalb hat die Arbeiterbewegung von Anfang an für Gleichberechtigung gekämpft. Sozialistische Parteien und Gewerkschaften haben als erste und einzige konsequent dafür gekämpft, dass Frauen und Männer gleiche Löhne und Arbeitsbedingungen erhalten, ebenso gleiche politische Rechte. Sie waren der Überzeugung, dass Arbeiterinnen wie Arbeiter nur eine Chance haben, wenn sie zusammen kämpfen: für eine Gesellschaft ohne Ausbeutung und Unterdrückung für alle.

Auch das Wahlrecht haben die Frauen in Deutschland durch diesen Kampf bekommen: durch eine Revolution der Arbeiterinnen und Arbeiter, die 1918 den Kaiser stürzten, den 1. Weltkrieg beendeten und eine Gesellschaft ohne Ausbeutung und Unterdrückung errichten wollten. Und dazu gehörten gleiche Rechte für Frauen. Obwohl sie scheiterte, brachte die revolutionäre Welle, die ausgehend von Russland durch halb Europa ging, den Frauen in wenigen Jahren mehr Fortschritte als in Jahrzehnten davor und danach.
Erst als ab den 1960er Jahren die Jugend und viele Unterdrückte erneut die Gesellschaftsordnung in Frage stellten, konnten auch Frauen weltweit erneut deutlich mehr Rechte erkämpfen. Erst seit dieser Zeit darf eine Frau in Deutschland ohne Erlaubnis ihres Mannes arbeiten. Und erst seitdem darf sie selber entscheiden, ob und wann sie Kinder bekommt.

In den letzten Jahrzehnten jedoch, wo den Arbeitenden vieles Erkämpfte wieder weggenommen wird, geht es auch und besonders schnell für die Frauen in der Arbeiterklasse wieder rückwärts.
Wachsende Teile der Welt verelenden oder versinken im Dauerkrieg – mit all den Folgen, die Not, Verrohung und bewaffnete Männerbanden für die Frauen haben! Und weltweit werden mit der Krise rückschrittliche Kräfte stärker, die die Rechte der Frauen in Frage stellen.

In vielen Ländern (auch Deutschland) üben rechte, religiöse Kräfte Druck auf Ärzte und Frauen aus, die abtreiben möchten. In Argentinien haben Kirche und Behörden jetzt sogar ein 11jähriges Mädchen, das vergewaltigt wurde, an einer Abtreibung gehindert! In Italien will die rechtsextreme Regierungspartei das Recht auf Scheidung einschränken.
Und reden wir gar nicht erst von den Regimen, die auf dem Nährboden von Elend und Krieg in einer Reihe Länder die Macht erobern, indem sie im Namen einer mittelalterlichen religiösen Ideologie alle und vor allem Frauen terrorisieren und ihnen alle Rechte rauben.

Der Kapitalismus, der sich in seiner tiefen Krise nur noch um den Preis wachsender Armut, Verrohung, Krieg und rückschrittlicher Regime hält, kann die Lage der Frauen nur verschlechtern. Für sie wie die gesamte Arbeiterklasse bleibt weiterhin ein Weg: sich wehren und letztlich diesem Gesellschaftssystem ein Ende setzen. Und die Frauen, die sich heute gegen ihre Entrechtung wehren, können dabei auch anderen Hoffnung und Mut geben!

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