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Nr. 25, November 2010 - Internationales

Haiti: Von einer Katastrophe in die nächste

Auf Haiti wütet die Cholera, die bisher offiziell über 450 Menschen getötet und fast 7000 infiziert hat. Die Krankheit, die sich über verunreinigtes Trinkwasser verbreitet, war sogar in diesem armen Land seit 100 Jahren nicht mehr aufgetreten.

Nun aber findet sie in den Flüchtlingscamps und Ruinen ideale Bedingungen, um sich weiter auszubreiten. Hier leben seit dem verheerenden Erdbeben immer noch 1,5 Millionen Obdachlose in Zelten oder unter Planen – ohne ausreichend frisches Wasser, ohne Sanitäranlagen, aber dafür mit tropischen Stürmen und Regenfällen. Denn in den 10 Monaten seit dem zerstörerischen Beben wurde nur ein kleiner Teil des Schutts weggeräumt, wurden gerade einmal 13.000 provisorische Hütten errichtet.

Das ist geblieben von den großen Versprechungen über Hilfe und Wiederaufbau nach dem dramatischen Beben. Nicht einmal 30% der Gelder, die die reichen Staaten (USA, Frankreich, Deutschland usw.) vollmundig versprochen hatten, sind auch wirklich gezahlt worden. Und von diesen ist nur ein Bruchteil der einfachen Bevölkerung zu Gute gekommen.
Nicht hilfreicher sind die vielen Hilfsorganisationen, deren Mitarbeiter selber in Hotels wohnen und mit ihren Jeeps... an den Menschen vorbeifahren.

Auf diesem Nährboden grassiert heute die Cholera. Da kann man doch einfach nur die Wut bekommen auf diese Gesellschaftsordnung, die beeindruckendste Fortschritte in der Medizin, bei Operationen und Therapien macht – und auf der anderen Seite Menschen qualvoll an einer Armutskrankheit sterben lässt, für deren Heilung es nur ausreichend sauberes Trinkwasser mit Salz und Zucker und manchmal ein Antibiotikum bräuchte.

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