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Nr. 100, September 2017 - Internationales

Nordkorea: Die wahre Gefahr ist der Imperialismus

Die politischen Spannungen zwischen Nordkorea und den USA, Japan und Südkorea halten an. Am Freitag hat das nordkoreanische Regime erneut eine Rakete über Japan hinweg gefeuert – als Antwort auf die Verschärfung der Sanktionen gegen Nordkorea, die ihrerseits Antwort auf einen Atomtest waren. Wir veröffentlichen zu diesem Thema Auszüge aus Artikeln unserer französischen Genossen von Lutte Ouvrière vom 16. August und 6. September.

Nach dem Atomtest mit einer Wasserstoffbombe am 3. September haben die Führer aller Staaten, inklusive Chinas und Russlands, das nordkoreanische Regime verurteilt. Trump, der bereits im August damit gedroht hatte, „Feuer und Wut“ über dieses Land von 25 Millionen Einwohnern zu bringen, hat erneut Öl ins Feuer gegossen. Er verurteilte die „Beschwichtigungspolitik“, die Südkorea angeblich gegenüber Nordkorea versuche, und schloss auch den Einsatz von Atomwaffen nicht aus.

In Wahrheit sind wir weit von einem Atomkrieg entfernt. Denn weder die nordkoreanische Führung noch die Großmächte, angefangen bei den USA, haben ein Interesse daran, im Fernen Osten einen Krieg zu beginnen. Die amerikanischen Militärübungen vor der Küste Nordkoreas, die nordkoreanischen Raketenabschüsse über dem Pazifik, ebenso wie die Prahlereien und Drohungen eines Trump und eines Kim Jong Un, sind vor allem eine Partie Poker, in der beide Seiten bluffen. Beide wollen vor allem Stärke zeigen.
Doch es gibt dennoch Grund, sich über das ständige Säbelrasseln Sorgen zu machen. Denn indem der Imperialismus die Zahl der Krisenherde in den letzten Jahren vervielfacht hat, vom Nahen Osten über Afrika bis hin zu dieser Region Asiens, hat er die Welt in ein regelrechtes Pulverfass verwandelt. Und im Gegensatz zu dem, was alle herrschenden Politiker und Medien erzählen, tragen auch für die Krise in Nordkorea die imperialistischen Mächte die Hauptverantwortung.

Von Afrika bis zum Nahen Osten, überall setzen sie Regime ein, die ihnen zu Diensten sind und stürzen die Regime, die ihnen nicht gehorsam genug sind. Sie bombardieren Städte und ganze Länder, lassen ihre Truppen einmarschieren, um Märkte und Rohstoffe unter ihre Kontrolle zu bringen. In Korea haben die USA zunächst 1945 die Teilung des Landes erzwungen. Und dann von 1950 bis 1953 einen blutigen Krieg geführt, mit mehreren Millionen Toten, um allen unterdrückten Völkern der Welt zu zeigen, was ihnen passiert, wenn sie es wagen, unabhängig sein zu wollen oder sich gar unter die Schirmherrschaft der Sowjetunion zu begeben.

Das nordkoreanische Regime ist eine Diktatur. Doch sein Nationalismus hat durch die amerikanische Politik beständig neue Nahrung erhalten, von Anfang an. Das unerbittliche Wirtschaftsembargo, das die USA seit 1953 über Nordkorea verhängt hat, hat regelrechte Hungersnöte hervorgerufen und den Verfall aller Infrastruktur, die der Bevölkerung nützt.
Zu dem amerikanischen Embargo kommt nun noch das Wirtschaftsembargo Chinas. China hat offiziell aufgehört, in Nordkorea Kohle, diverse Erze und Produkte des Fischfangs zu kaufen, da den politischen Führern Chinas gute Handelsbeziehungen zu den USA wichtiger sind.

Und was die nukleare Bedrohung angeht: Kim Jong Un behauptet vielleicht, ein paar dutzend nukleare Sprengköpfe herstellen zu können. Doch die USA besitzen über 7.500 von ihnen. Die USA sind das Land, das jedes Jahr mehr Geld für ihr Atomwaffenarsenal ausgibt als alle anderen Länder der Welt zusammen. Und vergessen wir nicht: Es gibt nur ein einziges Land, das bislang Atombomben eingesetzt hat – und das waren die USA.

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