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Nr. 61, Februar 2014 - Ihre Gesellschaft

Abtreibung und Pille danach: Wie ist die Lage in Deutschland?

Ein Recht auf Abtreibung gab es nur in der DDR. Hier konnten Frauen seit den 70er Jahren frei entscheiden, ob sie ein Kind bekommen wollten oder nicht. In der BRD hingegen blieb Abtreibung verboten. Bis heute ist sie nicht wirklich legal geworden. Zumindest aber werden Frauen, wenn sie vorher eine „Beratung“ über sich ergehen lassen, für eine Abtreibung nicht mehr bestraft.

In Deutschland beginnt auch erst in diesen Tagen die öffentliche Debatte darüber, die Pille danach frei in der Apotheke zu verkaufen, was in fast allen europäischen Ländern seit 10 Jahren schon gemacht wird.
Die Pille danach hat denselben Wirkstoff wie die normale Anti-Baby-Pille, nur höher dosiert, und verhindert daher Schwangerschaften noch bis zu drei Tage nach dem Geschlechtsverkehr. Sie wirkt umso besser, je schneller man sie einnimmt. In Deutschland jedoch muss man erst zum Arzt, um sie zu bekommen, und da kann es schon zu spät sein. Außerdem dürfen Ärzte sie verweigern, was katholische Krankenhäuser systematisch tun.

Dennoch beharrt der CDU-Gesund-heitsminister Gröhe, unterstützt von seiner Partei und der katholischen Kirche, auf der Verschreibungspflicht. Mit dem heuchlerischen Argument, die Pille danach habe Nebenwirkungen, man müsse die Frauen „schützen“. Heuchlerisch vor allem, weil man ja von einer ungewollten Schwangerschaft kaum behaupten kann, sie habe keine Nebenwirkungen!

Ehrlicher war er, als er erklärte, man könne jeder Frau ja wohl einen Arztbesuch zumuten, damit sie erstmal eine „Beratung“ bekomme. Denn genau darum geht es. Die Frauen werden wie Minderjährige behandelt: Sie sollen ihre Entscheidung vor einem Arzt begründen und sich vielleicht noch demütigend rechtfertigen müssen, wie das überhaupt passieren konnte. Und dann sollen sie nicht einmal alleine entscheiden dürfen, ob sie die Pille danach nehmen möchten: Der Arzt darf sie ihnen aus moralischen Gewissensgründen verweigern.

Ja, wie schon immer lassen Konservative und Kirche wirklich keine, noch so absurde Gelegenheit aus, um sich in die Angelegenheiten der Frauen einzumischen und ihnen alles zu erschweren, wodurch sie als Frau alleine über ihren Körper entscheiden können. Und es ist ihnen vollkommen egal, dass ihr erdrückender moralischer „Schutz“ der Frauen einzig dazu beiträgt, vor allem junge Frauen in das Drama ungewollter Schwangerschaften oder in Abtreibungen zu treiben, die doch so einfach zu vermeiden wären.

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