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Nr. 16, Dezember 2009 - Ihre Gesellschaft

Klimagipfel in Kopenhagen: Sie stoßen viele Worte aus... und weiter viel CO2

„Die Flüge der Politiker zum Weltklimagipfel haben mehr CO2 verbraucht, als durch ihren Gipfel eingespart wurde“, war die Bilanz eines bekannten Komikers zum letzten Gipfel. Und den Witz könnte man für die 15. Weltklimakonferenz in Kopenhagen wiederholen: viele Reden und leere Versprechen... ohne Folgen.

Denn die reichen Industrieländer sind heute ebenso wenig wie nach den letzten 14 Klimagipfeln bereit, ernsthafte und verpflichtende Maßnahmen gegen ihre jeweiligen Kapitalisten durchzusetzen, die bei weitem die Hauptverursacher der Treibhausgase sind.
Dies gilt natürlich und offensichtlich für die USA, die erst gar nicht viel versprechen. Doch es gilt auch für Europa, das gut im Versprechen, aber schlecht im Einhalten ist. Einzig der dramatische Wirtschaftseinbruch durch die Krise hatte dazu geführt, dass Westeuropa seinen CO2-Ausstoß 2008 und 2009 verringert hat. Ganz einfach, weil die Fabriken still standen.

Wer sind die wahren Verantwortlichen?

Dennoch sind sie so schamlos, den ärmeren Ländern den schwarzen Peter zuzuschieben und von ihnen zu verlangen, einen größeren Teil an den Klimakosten zu tragen.

Die ärmeren Länder sind ohnehin schon die Hauptleidtragenden des Klimawandels. Schon heute hat die Erderwärmung katastrophale Folgen für ganze Teile Afrikas. Trockenheit und Dürre, aber auch der Anstieg des Meeresspiegels drohen in den nächsten Jahrzehnten hunderte Millionen Menschen der armen Länder in ein noch größeres Elend zu stoßen, als sie es heute schon erleben müssen.
Dabei ist ihr Anteil am CO2-Ausstoß wesentlich geringer als der der reichen Länder. Das gilt natürlich für die ärmsten Länder wie die in Afrika. Aber es gilt auch für die Schwellenländer wie China, auf das man besonders mit dem Finger zeigt.
Denn China ist zwar mittlerweile das Land mit dem höchsten CO2-Ausstoß (6,1 Milliarden Tonnen, gegenüber 5,75 für die USA). Doch im Verhältnis zur Einwohnerzahl liegt China sogar unter dem weltweiten Durchschnitt: China verbraucht 4,7 Tonnen CO2 pro Einwohner, der weltweite Durchschnitt liegt bei 6,7 Tonnen. In den USA hingegen sind es 18,9 Tonnen pro Einwohner, in Europa 8,9.

Eindeutig tragen die Kapitalisten der reichen Industrieländer die entscheidende Verantwortung für den CO2-Ausstoß. Natürlich durch ihre Industrieanlagen, um deren umweltschädigende Folgen sie sich jahrzehntelang nicht gekümmert haben.
Die Kapitalisten haben auch einen ganzen Teil der Treibhausgase zu verantworten, die durch Transport und Verkehr entstehen. Sie tragen die Schuld an der teilweise abartigen Vermehrung des LKW-Transports. Sie entscheiden, ob umweltfreundliche und bezahlbare Autos produziert werden – nicht die arbeitende Bevölkerung. Und es sind auch nicht die Arbeitenden schuld daran, wenn sie durch schlechte öffentliche Verkehrsmittel, immer weitere Wege zur Arbeit und immer verrücktere Arbeitszeiten gezwungen sind, das Auto zu nehmen.

Das Übel an der Wurzel packen

Man muss allerdings ein echter Träumer sein, um darauf zu hoffen, dass die Regierungen den Kapitalisten, den Herren der Industrie und des Finanzwesens Maßnahmen aufzwingen werden, die diese nicht wollen.

Der Kampf gegen die Folgen des Klimawandels, wie auch der Kampf gegen die Folgen der Wirtschaftskrise hat langfristig nur eine Chance: Der kleinen kapitalistischen Minderheit, die die Arbeiter und die Welt in ihrem Profitinteresse ausbeuten, muss die Allmacht genommen werden, alles zu machen, was sie wollen, wann und wo sie es wollen. Und das heißt, das kapitalistische System infrage zu stellen.

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