Startseite > Das Rote Tuch > 18 > Unser Verzicht rettet nur ihre Gewinne!

Nr. 18, Februar 2010 - Leitartikel

Unser Verzicht rettet nur ihre Gewinne!

Schon vor der Krise waren die Bosse gewohnheitsmäßige Erpresser: „Verzichtet, sonst entlassen wir oder machen den Betrieb dicht“ – wie oft haben wir das nicht zu verstehen bekommen. Die Krise hat sie noch dreister und aggressiver gemacht, in jedem Betrieb und in jeder Branche.
So gibt es in der Metall- und Elektroindustrie in diesem Jahr keine Lohnerhöhung, sondern für viele Arbeiter sogar weniger Lohn: durch Kürzungen beim Urlaubs- und Weihnachtsgeld und Senkung der Arbeitszeit. Natürlich alles im Namen der „Sicherung von Arbeitsplätzen“.

Wer soll dieses Märchen noch glauben? Nie hat Lohnverzicht Arbeitsplätze gerettet. Unser Verzicht hat nur die Vermögen der Großaktionäre und Unternehmer gesichert und vergrößert. Und unser Verzicht hat sie selbstsicherer gemacht, hat ihnen das Gefühl gegeben, dass sie uns immer weiter erdrosseln können. Während wir immer mehr vergessen, welche Kraft wir gemeinsam haben.

Verbot von Massenentlassungen

Wir werden unsere Arbeitsplätze nicht erhalten können, wenn wir auf den guten Willen der Kapitalisten vertrauen. Wir können sie nur zwingen. Massenentlassungen und Stellenabbau müssen verboten werden! Das erfordert große, tiefgreifende und entschlossene Arbeiterstreiks? Ja. Aber nur so können wir verhindern, dass ein immer größerer Teil von uns in Armut und Elend rutscht; dass sich die einen immer mehr kaputt malochen, während immer mehr von uns auf der Straße stehen.
Sie sagen, es sei weniger Arbeit da? Und wenn schon: Die ganzen letzten Jahre haben wir immer mehr und schneller arbeiten müssen, ohne dafür mehr Lohn zu bekommen. Dann können sie jetzt das Arbeitstempo auch wieder runter fahren und die bestehende Arbeit unter allen aufteilen – und zwar ohne Lohnverlust.
Das kostet Geld? Ja, das stimmt. Doch Geld gibt es in Massen. Die Rekordgewinne, die die Betriebe über Jahre aus uns herausgepresst haben, sind in die Taschen der großen Aktionäre und Unternehmer geflossen. Und da sind sie noch. Wir haben rund 100 Milliardäre und mehrere hunderttausend Millionäre in Deutschland. Das sind die Besitzer und Aktionäre all der großen Firmen.

Sie wollen von dem Reichtum, den wir geschaffen haben, nichts abgeben, um Arbeitsplätze und Löhne zu erhalten. Im Gegenteil: Solange wir uns nicht wehren, werden sie einen Angriff nach dem anderen gegen uns führen, um auch in der Krise ihr Vermögen weiter erhalten und erhöhen zu können... nur damit sie dann einige hundert Millionen mehr an der Börse verspekulieren können.

Entweder sie – oder wir

In der Krise heißt es mehr denn je: Entweder sie – oder wir. Sie stellen ihre Forderungen und kämpfen dafür, gegen uns. Auch wir müssen dies wieder schaffen.

Auf die Führung der Gewerkschaften können wir uns dabei allerdings nicht verlassen. Das konnten die Metallarbeiter gerade wieder erleben: Selbst in die Tarifrunde ist die IG Metall ohne konkrete Lohnforderung gegangen. Stattdessen hat sie dort von vornherein staatliche Hilfen für die Unternehmer (!) und Verzicht für die Arbeiter „gefordert“... in Eintracht mit den Arbeitgebern, natürlich.

Um sich zu verteidigen und ihre lebenswichtigen Interessen durchzusetzen, dürfen die Arbeitenden nur auf sich selber zählen.

Das Rote Tuch
Archiv