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Nr. 14, Oktober 2009 - Ihre Gesellschaft

20 Jahre nach dem Mauerfall geht das Mauerbauen weiter

Zum 20. Jahrestag erinnern uns zahlreiche Berichte und Bilder wieder an die Szenen des Jubels beim Fall der Berliner Mauer. Viele Menschen haben sich einfach darüber gefreut, dass sich die Menschen aus Ost- und Westdeutschland nach 40 Jahren wieder ungehindert begegnen konnten.
Und in der Tat bedeutete der Fall der Mauer eine Grenze weniger, die die Menschen und ganze Familien trennte, eine Grenze weniger auch zwischen der Arbeiterklasse in Ost und West.

Auch die herrschende Klasse jubelte damals, allerdings nicht über die Vereinung der Menschen in Ost und West. Sie feierte den Triumph ihres Antikommunismus (auch wenn die DDR vom Kommunismus nicht mehr als den Namen hatte). Sie dachte, dass der Kapitalismus von nun an endlich alleine die Welt regieren könnte.
Diese Leute schrieen all die Jahre über die Brutalität und die wohl 140 Toten, die es innerhalb von 30 Jahren an der Mauer gab und die sie „die Mauer der Schande“ nannten. Sie erklärten, es wäre ein Zeichen der Schwäche, sogar eine Bankrotterklärung für ein Land, eine solche Mauer an seiner Grenze bauen zu müssen.
Ja, es ist eine Bankrotterklärung… vor allem für ihr eigenes System. Denn in den letzten 20 Jahren haben die kapitalistischen Staaten mehr als eine Mauer der Schande selber errichtet:

Mauern hat das US-Militär um die einzelnen Stadtteile Bagdads im Irak gezogen. Einen neuen Eisernen Vorhang hat die EU rund um ihre Grenzen, mitten durch die Bevölkerungen in Osteuropa geschaffen.
Und an ihrer Grenze zu Mexiko hat die USA eine „Mauer der Schande“ errichtet, an der nicht in 30 Jahren, sondern jedes Jahr zwischen 250 und 500 Menschen getötet werden.

Ganz zu schweigen von der 800 Kilometer langen Mauer, mit der Israel die Palästinenser im Westjordanland einsperrt und der ebenso unmenschlichen Abriegelung des Gazastreifens, die die Palästinenser zwingt, immer wieder unter Lebensgefahr Tunnel unter der Grenze zu graben, nur um Essen und Medikamente zu besorgen. Mauern über Mauern, mit denen der Kapitalismus die Armen der Welt einsperrt.

Also ja, es gibt heute wirklich noch viele Mauern der Schande, die es einzureißen gilt!

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