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Nr. 172, Januar 2024 - Internationales

Rotes Meer: Wer bedroht wirklich die Stabilität im Nahen Osten?

Der Krieg der israelischen Armee gegen die Bevölkerung im Gaza-Streifen und die bedingungslose Unterstützung durch die westlichen Großmächte, die auch noch Waffen für dieses Massaker liefern, droht immer mehr, die Bevölkerung der Nachbarländer ebenfalls in den Krieg zu stürzen.

Nach wechselseitigen Angriffen mit der Hisbollah in der Grenzregion ist Israel nicht davor zurückgeschreckt, in der Hauptstadt des Libanons Bomben abzuwerfen. Wie weit wird diese Eskalation gehen? Im Irak und Syrien bombardiert die USA seit Beginn des Gaza-Krieges „vorbeugend“ die Stellungen pro-iranischer Milizen. Der Iran antwortet, indem er Stellungen seiner Gegner im Irak und Syrien bombardiert. Als wären diese Länder nicht schon genug durch die Machtkämpfe der Großmächte in Krieg und Elend gestürzt worden!

Ganz zu schweigen vom Jemen! Hier hört man immer nur von den Huthi-Rebellen, die Raketen in den Suez-Kanal schießen und damit den Welthandel gefährden und die Region destabilisieren würden. Dabei tragen auch für diesen Konflikt die imperialistischen Großmächte, allen voran die USA, die Haupt-Verantwortung.

2011, im Zuge des arabischen Frühlings, musste der jemenitische Diktator Salih abdanken. Dieser hatte bis dahin mit dem Segen der USA und Saudi-Arabiens geherrscht. Diese versuchten, stattdessen seinen Stellvertreter an die Macht zu bringen. Doch die Proteste gegen das Regime gingen weiter. Die Huthi-Milizen gewannen dabei immer mehr an Einfluss. Am Ende beherrschten sie fast das gesamte Land. Saudi-Arabien und die USA aber wollten nicht zulassen, dass eine mit dem Iran befreundete Macht im Jemen das Sagen hatte. Daher begannen sie 2015 einen brutalen Krieg, der bereits acht Jahre andauert und über 400.000 Tote gefordert hat.

Mit ihren heutigen Aktionen im Suez-Kanal antworten die Huthi-Milizen letztlich nur auf den Krieg, den die Großmächte seit Jahren gegen sie führen – und auf deren Unterstützung für den Krieg gegen die Palästinenser im Gazastreifen.
Die Raketen der Huthi haben bislang niemanden auf den Handelsschiffen verletzt. Doch sie haben viele Schiffe zu einer anderen Route gezwungen, die teurer und länger ist – was vor allem die Konzerne in Europa trifft. Um deren Interessen zu schützen und als weitere Drohung an den Iran haben die USA und Großbritannien nun erneut mehrere jemenitische Städte bombardiert, ohne Rücksicht darauf, wie viele Zivilisten sie dabei töten oder verletzen. Und keiner kann absehen, wie es weitergeht.

Die westlichen Staatschefs beteuern zwar, dass sie keine Ausweitung des Konflikts im Nahen Osten wollen und rufen zur „Deeskalation“ auf. Doch in Wahrheit wollen sie in dieser für Öl, Gas und den Welthandel so wichtigen Region nicht einen Zentimeter Boden verlieren an Milizen oder Staaten, auf die sie keinen Einfluss haben... selbst wenn sie dafür die gebeutelte Region in neue Kriege stürzen.

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