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Nr. 102, November 2017 - Ihre Gesellschaft

Ein ermutigender Anfang

In den letzten Wochen haben weltweit hunderttausende Frauen öffentlich von den sexuellen Übergriffen, Vergewaltigungen und auch von all den Beleidigungen und demütigenden Sprüchen berichtet, deren Opfer sie wurden: in ihrem Alltag, und ganz besonders von ihren Vorgesetzten auf der Arbeit.
Die Schauspielerinnen, die öffentlich erzählten, wie der Milliardär Weinstein seine Macht als Hollywood-Produzent und Chef ihnen gegenüber ausnutzte, hat vielen Frauen den Mut gegeben, von ihren eigenen Erfahrungen zu erzählen.

All diese Berichte haben in manchen Ländern das Klima verändert und etwas in Bewegung gesetzt.

Vielen Frauen ist bewusst geworden, wie viele Erniedrigungen sie stillschweigend über sich haben ergehen lassen. Viele haben zum ersten Mal das Gefühl, von ihren sexuellen Demütigungen berichten zu können, ohne dass ihnen die Schuld gegeben wird – und ohne, dass sie sich selber schuldig fühlen.
Auch Gerichte und Politiker sind in einigen Ländern gezwungen, sich etwas anders zu verhalten. In Frankreich zum Beispiel haben Putzfrauen, die in Paris Züge und Bahnhöfe reinigen, seit fünf Jahren vergeblich die sexuellen Übergriffe ihrer Chefs öffentlich gemacht und sich dagegen gewehrt.

Letzte Woche aber hat das Gericht ihnen nun zum ersten Mal Recht gegeben – und ihren Betrieb zu zehntausenden Euro Entschädigung verurteilt.

In einer Gesellschaft, in der die Vorgesetzten meistens Männer sind und diese Macht ausnutzen können, finden Arbeiterinnen nun Mut und vor allem Unterstützung, um etwas gegen sie zu unternehmen. Und das tut gut!

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