Startseite > Das Rote Tuch > 164 > Stahlindustrie: Weniger arbeiten, damit alle Arbeit haben

Nr. 164, April 2023 - Ihre Gesellschaft

Stahlindustrie: Weniger arbeiten, damit alle Arbeit haben

Die IG Metall hat angekündigt, in der kommenden Tarifrunde in der Stahlindustrie eine Verkürzung der Arbeitszeit von 35 auf 32 Stunden zu fordern und damit eine Vier-Tage-Woche... und zwar bei vollem Lohnausgleich. Anstatt dass immer mehr Arbeitsplätze vernichtet werden und alle übrigen Kolleg*innen sich krumm schuften, sollen lieber alle kürzer und weniger arbeiten – und dafür alle Arbeitsplätze erhalten bleiben.

Sofort sind Unternehmer und Politiker an die Decke gegangen. Weniger arbeiten, aber gleich viel verdienen, das sei „an der Realität vorbei“ und würde die Stahlindustrie in den Ruin treiben. Wie lächerlich! Eine Verkürzung der Arbeitszeit um 3 Stunden bei gleichem Lohn entspräche gerade mal einer Lohnerhöhung von 8,5%. Also wahrlich keine große Sache.

Doch die Unternehmer, die ihre Beschäftigten möglichst lange und billig für sich arbeiten lassen wollen, um möglichst viel Profit aus ihnen zu schlagen, erzählen den Arbeitenden seit jeher, kürzere Arbeitszeiten wären „utopisch“ und würden die „Wirtschaft gefährden“. Das haben sie schon erzählt, als die Arbeitenden vor über 100 Jahren noch sechs Tage die Woche 10-12 Stunden schuften mussten und für den 8-Stunden-Tag kämpften!

In den letzten Jahrzehnten haben sich die technischen Möglichkeiten und die Produktivität der Betriebe noch einmal enorm weiterentwickelt, und die Gewinne der Konzerne sind gigantisch. Die Arbeit auf alle Schultern zu verteilen – sprich das Arbeitstempo und die Arbeitszeit in allen Bereichen so weit zu senken, dass es genügend Arbeitsplätze für alle gibt – ist daher keine Utopie, sondern eine gesellschaftliche Notwendigkeit.

Das Rote Tuch
Archiv