Startseite > Das Rote Tuch > 37 > Aufschwung für die Kapitalisten, Krise für die Arbeiter? Nein, (...)

Nr. 37, Dezember 2011 - Ihre Gesellschaft

Aufschwung für die Kapitalisten, Krise für die Arbeiter? Nein, danke!

Es wird mehr produziert als im letzten Jahr. Dass das Wachstum der Wirtschaft sich verlangsamt, ist bislang nur eine Zukunftsprognose. Doch schon fangen die großen Banken und Unternehmen an, diese Prognose als Vorwand zu benutzen. Denn die einzige Zukunft, an die sie denken können, ist die ihrer Profite. Sie wollen auf jeden Fall weiter Milliardengewinne machen, auch wenn die Produktion zurückgehen sollte… und dann eben auf Kosten der arbeitenden Klasse.

Querbeet durch alle Branchen kündigen die ersten Konzerne massive Sparprogramme an. Zehntausende Arbeitsplätze sollen allein in Deutschland vernichtet werden: 6.500 bei E.ON, bis zu 4.000 bei RWE, 1.300 bei Areva. Bei Manroland (MAN und Allianz) könnten 6.500 Arbeiter ihre Existenzgrundlage verlieren, 3.000 bei Siemens-Nokia. All dies sind keine Kleinbetriebe, sondern die größten Konzerne, die es absolut nicht nötig haben!

Das gleiche bei den Banken, die nach der letzten Rettung durch den Staat alle wieder fleißig spekuliert und gigantische Gewinne gemacht haben… und jetzt in der nächsten Krise als erstes die Beschäftigten angreifen. Allen voran bei der größten, profitablen Deutschen Bank: Die hat vor einem Jahr die Postbank gekauft und versucht heute, deren Beschäftigten drastische Verschlechterungen aufzuzwingen: Lohnkürzungen von bis zu 15%, eine Erhöhung der Arbeitszeiten von 38,5 auf 42 Stunden pro Woche und die Streichung von drei Urlaubstagen.

Diese ersten Angriffe geben eine Idee davon, worauf wir Arbeitenden uns in der nächsten Zeit gefasst machen müssen. Dabei kommen sie mit denselben Rechtfertigungen wie 2009. Sie sagen: „Es ist Krise, es gibt keine Aufträge, wir machen Verluste… und deshalb können wir nicht anders.“ Wir Arbeitenden aber dürfen uns nicht beirren lassen. Wir haben nichts vom Aufschwung gehabt – warum sollten wir jetzt die Krise bezahlen?
Für uns war auch ihr „Aufschwung“ nichts als eine Serie von Angriffen. Während ihres angeblichen Wirtschaftswunders haben die Unternehmen weiter feste Jobs in Leiharbeit und Minijobs verwandelt. Sie haben weiter überall Stellen abgebaut und für die Übrigen die Arbeitshetze so sehr erhöht, dass Millionen mittlerweile darunter zusammenbrechen. Allein in der Stahlindustrie wurde so 8% mehr Arbeit aus den Beschäftigten herausgepresst.
Die einzigen, die von dem Aufschwung wirklich profitiert haben, waren die großen Aktionäre der Banken und Konzerne, die Milliardengewinne gemacht haben!

Und genau diese Gewinne, all die Milliarden, die sich die Aktionäre von E.ON, ThyssenKrupp, Bayer oder der Deutschen Bank in diesem und den vergangenen Jahren durch unsere Ausbeutung einstecken konnten, müssen nun genutzt werden, um unsere Löhne und Arbeitsplätze zu erhalten. Allein die Gewinne von E.ON von 2009 und 2010 würden ausreichen, um allen 11.000 Arbeitenden, die sie weltweit entlassen wollen, 10 (!) Jahre lang den Lohn zu zahlen!

Es ist also kein Schicksal, dass wir die Krisen (und Aufschwünge) der Kapitalisten bezahlen. Die riesigen, von den Arbeitern geschaffenen Reichtümer würden problemlos ausreichen, um in den Betrieben und im Öffentlichen Dienst Arbeitsplätze für alle zu schaffen und die Arbeit unter allen aufzuteilen.

Und es wäre außerdem problemlos möglich, alle Löhne konsequent zu erhöhen – alleine schon, um die ganzen Reallohn-Verluste der letzten Jahre wieder aufzufangen.

Es wäre auch für die gesamte Gesellschaft besser, wenn der gesellschaftliche Reichtum hierfür verwendet würde, statt ihn in den Händen der Aktionäre zu lassen, die damit nichts als Schaden anrichten, indem sie sich mit diesem Geld gegenseitig aufkaufen und wegrationalisieren, indem sie wie wild an der Börse spekulieren…

Doch dafür ist es zwingend notwendig, dass wir Arbeitenden unser Schicksal selber in die Hand nehmen. Dass wir uns über die Betriebe, Berufe und Brachen hinweg austauschen, diskutieren, zusammenschließen und gemeinsam für unsere Interessen und unsere Zukunft kämpfen.

Das Rote Tuch
Archiv