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Nr. 26, Dezember 2010 - Ihre Gesellschaft

Krankenhäuser: Die kriminellen Folgen der Einsparungen

Immer dramatischer wird der Personalmangel in den Krankenhäusern. Und nun will uns die Regierung weismachen, sie würde ja gerne etwas dagegen machen, aber… es fehle einfach an ausgebildeten Pflegern und Krankenschwestern.
An Heuchelei ist dies kaum noch zu überbieten. Denn es fehlt nicht an jungen Leuten, die Krankenpfleger werden wollen – es fehlt an Ausbildungsplätzen. Jede 10. Lehrstelle ist hier in den letzten 10 Jahren vernichtet worden, weil alle Regierungen das Geld für die Krankenhäuser immer weiter gekürzt haben.

Den Krankenhäusern fehlt das Geld, um auszubilden - und vor allem, um die Ausgebildeten dann einzustellen. Seit 2003 wurden im Gegenteil 50.000 Arbeitsplätze vernichtet.
Unbeschreiblicher Druck, systematische Überstunden und Arbeiten an eigentlich freien Tagen sind die Folgen für die Beschäftigten. Kein Wunder, dass viele bereits in den ersten zehn Jahren den Beruf nicht mehr aushalten und wechseln.

Die Regierung aber, die den „Man-gel an Pflegekräften“ beklagt, kündigt im gleichen Atemzug weitere Einsparungen in den Krankenhäusern an. Einsparungen, die den Personalmangel noch verschärfen werden.

So entsteht eine unglaubliche Situation. Auf der einen Seite haben wir in den Krankenhäusern heute so viel bessere Techniken und fortgeschrittenere Behandlungsmöglichkeiten als vor 25 Jahren – auf der anderen Seite aber werden die einfachsten Dinge zu teils lebensbedrohlichen Problemen:

Weil man sich in der Notaufnahme entscheiden muss, welchen Notfall man zuerst behandelt. Weil es ein Lotteriespiel wird, wann eine Nachtschwester, die ganz alleine zwei Stationen auf zwei Etagen betreut, einen gefallenen Patienten findet. Weil es schon an Personal fehlt, um das Wundliegen zu verhindern… oder einfach nur beim Waschen und Essen zu helfen.

Und eines ist leider sicher: An dieser kriminellen Entwicklung wird sich erst dann etwas ändern, wenn wir zu den Fortschritten in der Medizin auch die gesellschaftlichen Verhältnisse grundlegend verändern.

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