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Nr. 60, Januar 2014 - Internationales

Bundeswehr und alle europäischen Truppen: Raus aus Afrika!

500 Soldaten will die EU in einen Kriegseinsatz nach Zentralafrika schicken, den Frankreich im Dezember mit 1600 Soldaten begonnen hat. Außerdem will die Bundeswehr Soldaten nach Mali schicken.
Wie bei jedem Kriegseinsatz versuchen uns die Regierungen davon zu überzeugen, dass sie keine andere Wahl hätten: Man dürfe nicht zusehen, wie Zivilisten von bewaffneten Banden terrorisiert und ermordet werden. Man müsse Truppen entsenden, um die Bevölkerung zu schützen. Doch wirklich nie haben die Kriegseinsätze der imperialistischen Staaten Massenmorde und Bürgerkriege verhindert, nie haben sie das Los der Bevölkerung verbessert, im Gegenteil.

In Mali ist aus dem Kriegseinsatz, der angeblich drei Monate dauern und Mali „demokratisieren“ sollte, ein langfristiger Guerillakrieg geworden: Regierungstruppen, unterstützt von 2500 französischen Soldaten, liefern sich Kämpfe mit aufständischen Gruppen, wobei beide Seiten die Zivilbevölkerung mit brutalen Überfällen, Plünderungen und Racheakten terrorisieren.

In Zentralafrika hat der Einmarsch der französischen Truppen den Kampf zwischen den verschiedenen bewaffneten Banden nicht beruhigt, sondern nur noch angeheizt und noch mehr Menschen in die Flucht getrieben. Mittlerweile lebt jeder Vierte in einem Auffanglager – und zwar unter den unmenschlichsten Bedingungen.
Denn die Westmächte, die angeblich gekommen sind, um sie zu schützen und ihnen zu helfen, sind nicht bereit, ihnen auch nur die lebenswichtigsten Dinge zur Verfügung zu stellen: Im Lager M’Poko gibt es für über 100.000 Flüchtlinge, darunter zahlreiche Verletzte, nur 5 Ärzte. Seuchen breiten sich aus. Denn die Menschen drängen sich unter freiem Himmel zusammen. Es gibt weder Moskitonetze noch Zelte. In Regen und Schlamm gebären Frauen ihre Kinder.

Die Zustände, in denen die bestausgestatteten europäischen Armeen die Flüchtlinge vor sich hin vegetieren lassen, entlarven, wie wenig sich die europäischen Staaten in Wahrheit für das Los der Bevölkerung Afrikas interessieren. Ihnen geht es darum, in Mali und Zentralafrika nicht die Kontrolle über die Regierung und die wichtigsten Verbindungsstrecken zu verlieren. Denn beide Länder sind strategisch wichtige französische Militärbasen mit Nachbarländern, die reich an Erdöl, Diamanten und Uran sind.
Immer schon haben Afrikas Reichtum und vor allem seine unterirdischen Schätze den Heißhunger der mächtigen Industriekonzerne und ihrer Staaten geweckt. Aus diesem Grund haben die Industriestaaten England und Frankreich den afrikanischen Kontinent im 19. Jahrhundert fast vollständig kolonisiert und Bodenschätze wie Menschen rücksichtslos ausgebeutet.
Es wurde nicht viel besser, als nach dem 2. Weltkrieg Unabhängigkeitskämpfe sie zwangen, den Kolonien offiziell ihre Unabhängigkeit zu geben. Denn sie haben dafür gesorgt, dass die Kolonien dabei in eine Vielzahl kleine, kaum lebensfähige Staaten zerstückelt wurden, die damit wirtschaftlich und politisch von ihren ehemaligen Kolonialmächten abhängig blieben. Auch deren Militär blieb weiter in vielen Ländern stationiert.

Und so konnten sich die imperialistischen Mächte weiter sorglos die Rohstoffe und landwirtschaftlichen Güter Afrikas billig unter den Nagel reißen, während die afrikanischen Länder Produkte aus Europa teuer kaufen mussten. Auf diese Weise blutete Afrika immer weiter aus. Außerdem blutete es aus durch die Banken, die den afrikanischen Staaten Geld liehen und diese dann durch Zinsen und Zinseszinsen regelrecht aussaugten.
Ab Anfang der 1990er Jahre hat dies einen afrikanischen Staat nach dem anderen in den totalen Bankrott getrieben. Die Staaten zerfallen regelrecht. Armeen, deren Soldaten keinen Lohn mehr vom Staat bezahlt bekommen, lösen sich in verschiedene Rebellentruppen auf, die einzelne Landstriche unter ihre Gewalt bringen, die Bevölkerung ausrauben und deren Anführer meist versuchen, der nächste Diktator des Landes zu werden.

Die imperialistischen Länder tragen mit ihrer jahrzehntelangen Ausplünderung die Verantwortung für die Armut und das Elend, auf deren Grundlage sich die Rebellenarmeen entwickelt haben. Und sie tragen außerdem aktiv dazu bei, diese Banden zu erhalten und zu bewaffnen.
In regelmäßigen Abständen nämlich stützen sich westliche Staaten auf eine dieser Rebellenarmeen, um in einem Land Afrikas den bisherigen Diktator zu vertreiben und zu ersetzen, weil dieser nicht mehr gefügig genug ist oder das Land nicht unter Kontrolle hat. Genau das hat Frankreich Anfang Januar mit Zentralafrikas Diktator Djotodia gemacht; und es war nicht das erste Mal.

Ihnen ist es egal, dass jede dieser Rebellenarmeen für die einfache Bevölkerung ein Fluch ist; dass die Menschen durch sie zusätzlich zu Armut und Hunger auch noch ständige Überfälle, Plünderungen, Vertreibungen und Gewalttaten ertragen müssen.
Auch der heutige Kriegseinsatz in Zentralafrika und Mali, bei dem die EU-Länder einzelne dieser brutalen Banden bevorzugen, um andere zu bekämpfen, kann dieses Leben in Armut, Verwüstung und Angst nur verschlimmern. Er kann nur noch mehr Bandenkriege, noch mehr Ausschreitungen und noch mehr Hass und Rachebedürfnis in weiten Teilen der Bevölkerung schaffen.
Deshalb: Bundeswehr und alle europäischen Truppen raus aus Afrika!

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