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Nr. 45, September 2012 - Aus dem Ruhrgebiet

Arbeiten ohne Lohn? Nicht mit uns!

Mehrere Wochen im Juli haben 50 polnische Bauarbeiter am Uniklinikum Essen das Gebäude der Psychiatrie saniert. Doch nach der ersten Woche, nach der die Baufirma ihnen 150 Euro in die Hand gedrückt hat, haben sie keinen Cent mehr gesehen.
Solche Ausbeutung ist Standard auf den Großbaustellen. Die Subfirmen setzen auf die Isolation der meist osteuropäischen Kollegen: Sie setzen darauf, dass diese sich mangels gemeinsamer Sprache und Ansprechpartner, in einem fremden Land mit unbekannten Regeln, ihrem Schicksal ergeben.

Doch die 50 Kollegen am Klinikum haben sich über die Hindernisse hinweggesetzt – und das, obwohl die Baufirma sie massiv unter Druck setzte: Nachdem sie mehrfach ihr Geld eingefordert hatten, schmiss der Chef sie von der Baustelle und kündigte ihnen fristlos. Am Tag darauf wurden sie aus der Ferienwohnung geworfen, in der man sie untergebracht hatte. Obdachlos, ohne einen Cent in der Tasche standen sie da.
Doch wenn die Firma gehofft hatte, sie dadurch zur Rückkehr nach Polen zu zwingen und für andere Arbeiter ein Exempel zu statuieren, haben ihr die Arbeiter einen Strich durch die Rechnung gemacht. Die Mehrzahl von ihnen blieb, protestierte Anfang August gut sichtbar vor dem Gebäude der Uniklinik und setzte mit der Unterstützung der Gewerkschaft IG BAU und der Solidarität von Gewerkschaftern des Uniklinikums durch, dass der Bauherr, der Landschaftsverband Rheinland, ihnen die insgesamt 73.000 Euro Lohn ausgezahlt hat, um die man sie betrogen hatte.

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