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Nr. 49, Januar 2013 - Leitartikel

Wohnen in der Krise… des Kapitalismus

Wieder mal sind für viele im Januar die Mieten gestiegen. In einigen Städten ist es ganz extrem: In Düsseldorf, Köln, Hamburg oder Berlin explodieren die Mieten seit einigen Jahren. Viele Arbeiterfamilien müssen hier mittlerweile ein Drittel oder sogar über die Hälfte ihres Einkommens nur für die reine Miete ausgeben!
Mehrfach haben im letzten Jahr Anwohner in Berlin und Hamburg gegen diese Wuchermieten demonstriert, die sie erdrosseln und regelrecht aus ihren Wohnungen treiben.

Der Hauptgrund für diese erdrückenden Mieten ist, dass die Kapitalisten zu viel Geld übrig haben und nicht wissen, was sie damit anstellen sollen! Deshalb spekulieren sie damit. Sie kaufen über private Wohnungsfirmen oder Immobilienfonds Häuser und Grundstücke in der Hoffnung, dass deren Wert steigt, und sie sie einige Monate später dann mit Gewinn wieder verkaufen können. Damit treiben sie die Immobilienpreise und Mieten künstlich immer weiter nach oben.
Im Ruhrgebiet sind wir wegen der sinkenden Einwohnerzahl und den vielen leerstehenden Wohnungen lange von diesen Spekulationen verschont geblieben. Doch die Kapitalisten haben so viel Geld über, dass sie mittlerweile auch hier angefangen haben.

Diesen Parasiten geht es einzig darum, in kurzer Zeit viel Gewinn mit den Häusern zu machen. Entsprechend schwerhörig sind sie auch, wenn Mieter sich wegen Schäden und Problemen melden: Anhaltender Schimmel, um den sich niemand kümmert; Aufzüge, die monatelang nicht repariert werden; Heizungen, die im Winter mehrere Wochen ausfallen; marode Holztüren und undichte Fenster, durch die der Wind zieht, mit entsprechend hohen Heizkosten, werden so für immer mehr Menschen die alltäglichen Wohnbedingungen.

Teilweise gibt es nicht mal mehr einen Hausmeister oder ein Büro, wo man Schäden melden könnte, sondern nur noch eine Hotline… unter der man niemanden erreicht. Nur ein Lebenszeichen von ihnen kommt immer pünktlich: die Mieterhöhung.
Auch der Staat trägt dazu bei, die Wohnungssituation in der einfachen Bevölkerung zu verschlechtern. Denn er hat in den letzten 10 Jahren 800.000 Sozialwohnungen abgeschafft. Das sind über ein Drittel aller Sozialwohnungen.
Dabei wären gerade heute, wo immer mehr Menschen von mickrigen Löhnen und Renten leben müssen, wo obendrein die Mieten und Nebenkosten steigen, Sozialwohnungen notwendig: Sozialwohnungen, die bezahlbar sind und dabei auch angemessen groß, vernünftig ausgestattet und instand gehalten sind. Stattdessen können zwei Drittel der Menschen, die Anspruch auf eine Sozialwohnung hätten, überhaupt keine mehr finden.
Natürlich ist es wie immer – angeblich hat der Staat „kein Geld“ für Sozialwohnungen. Aber um die Spekulanten und Banken zu unterstützen, die sich an der Börse verzocken, dafür findet der Staat immer neue Rettungspakete. Mehr noch: Über diese Rettungspakte versorgt er genau diejenigen ständig mit frischem Geld, die damit an der Börse spekulieren… und dort auch die Mieten weiter in die Höhe treiben.

Der Staat sorgt dafür, dass die parasitären Kapitalisten möglichst ideale Bedingungen bekommen – auf Kosten der gesamten arbeitenden Bevölkerung und ihrer wichtigsten Lebensbedingungen.
Eine dieser wichtigsten Existenzgrundlagen ist es, eine Wohnung, ein Dach über dem Kopf zu haben. Dass deren Bezahlung immer mehr Menschen in finanzielle Existenznot bringt oder sie zwingt, unter unwürdigen Bedingungen zu hausen, gerade WEIL auf der anderen Seite die Kapitalisten zu viel Geld haben und damit nichts Sinnvolles anzufangen wissen – das macht den ganzen Widersinn und die Schädlichkeit ihrer Gesellschaftsordnung deutlich, gegen die es nur ein wirksames Gegenmittel gibt:

Die arbeitende Bevölkerung wird dieser kleinen Minderheit an Kapitalisten den Reichtum und die Entscheidungsgewalt über unsere wesentlichen Lebensgrundlagen aus der Hand nehmen müssen.

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