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Nr. 43, Juni 2012 - Ihre Gesellschaft

Wie die Unternehmen die Massenarbeitslosigkeit als Waffe einsetzen

Wie sollten sie auch vergleichbare Vollzeitarbeitsplätze finden? Seit Jahren werden die schließlich überall vernichtet. Und keine Woche vergeht, in der nicht ein weiterer Konzern Entlassungen oder den massiven Abbau von festen Arbeitsplätzen ankündigt, ob die Metro, Neckermann, EON, Lufthansa, Opel, HP…
Die meisten dieser Firmen machen riesige Gewinne. Und trotzdem bauen sie Stellen ab, entlassen… und vergrößern so noch die Massenarbeitslosigkeit.
Und diese Massenarbeitslosigkeit setzen die Konzerne dann als Waffe ein, um die Arbeitenden zu erpressen. Sie sagen denen, die einen Arbeitsplatz suchen – wie nun die Beschäftigten bei Schlecker oder auch die vielen jungen Leute: „Entweder ihr akzeptiert, zu Niedriglöhnen, befristet, in Teilzeit oder Leiharbeit zu arbeiten… oder Pech gehabt. Es warten genug Arbeitslose, die diese Stelle zu den Bedingungen annehmen.“
So haben die Konzerne es geschafft, dass mittlerweile über 7 Millionen Menschen zu Niedriglöhnen arbeiten, dass jede zweite neue Stelle befristet ist und Millionen Arbeitende alle paar Monate zum Jobcenter müssen, weil ihr befristeter Vertrag wieder zu Ende ist oder sie zu ihrem Lohn noch HartzIV brauchen.
Die Firmen setzen die Waffe der Massenarbeitslosigkeit aber auch ein, um die Arbeitsbedingungen von all denen zu verschlechtern, die heute noch einen festen Arbeitsplatz haben.
Wenn zum Beispiel der Metro-Konzern wie geplant bei Metro, Real, MediaMarkt und Saturn 15.000 Stellen streicht, bedeutet dies zwangsläufig mehr Arbeit für all die Übriggebliebenen, die nun mit weniger Leuten die Kunden bedienen, die Regale einräumen, die Buchhaltung machen müssen. Es bedeutet noch mehr Stress, noch mehr Berufskrankheiten, kaum ruhigere Arbeitsplätze für Ältere.
Außerdem nutzen sie die Angst vor der Arbeitslosigkeit, um für ganze Belegschaften immer flexiblere Arbeitszeiten 7 Tage die Woche, Lohnverzicht und mehr Arbeit durchzusetzen… und so noch mehr Profit zu machen.
Egal in welchem Betrieb heute Arbeitende entlassen werden sollen, letztlich ist es jedes Mal ein Angriff auf uns alle. Denn die Massenarbeitslosigkeit ist eines der schlimmsten Übel für die gesamte arbeitende Bevölkerung, für diejenigen, die Arbeit haben wie für diejenigen, die ihr verzweifelt hinterher rennen… und sogar für die Rentner.
Um diese soziale Katastrophe der Massenarbeitslosigkeit wirklich zu bekämpfen, gibt es nur ein wirksames Mittel: Man muss Konzerne daran hindern, immer neue Arbeitslose zu schaffen. Entlassungen und Stellenabbau müssen verboten werden. Dann kann die Arbeit bei vollem Lohn sinnvoll unter allen Arbeitenden aufgeteilt werden.
Das geht nicht, sagen die Unternehmen? Das sagen die Kapitalisten immer. Immer, wenn die Arbeitenden sie zu Maßnahmen in ihrem Interesse zwingen wollten, haben die Kapitalisten geschrien, sie würden alle Pleite gehen: ob es das Verbot der Kinderarbeit war, die Einführung der Rente, Arbeitsschutz oder Lohnerhöhungen. Immer war es für die Unternehmer angeblich „un-möglich“… solange, bis die Arbeitenden es mit Kämpfen durchgesetzt haben.
Dies könnte auch wahr werden für das Verbot der Entlassungen und die Aufteilung der Arbeit unter allen Beschäftigten ohne Lohnverlust.
Dafür darf der Kampf gegen Entlassungen nicht dauerhaft auf vereinzelte Kämpfe derjenigen beschränkt bleiben, die in der schwächsten Position sind, weil sie wie bei Schlecker oder Opel direkt von Entlassung bedroht sind und daher ohnehin schon mit dem Rücken zur Wand stehen.
Gerade weil alle Arbeitenden von den Folgen der Entlassungen und der Massenarbeitslosigkeit betroffen sind, muss der Kampf gegen sie zu einem Kampf aller Arbeitenden werden… und kann dann auch siegen.

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