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Nr. 17, Januar 2010 - Leitartikel

Autoindustrie: Die Krise gibt’s (nur) für die Arbeiter!

Ob VW, Opel oder Ford: Zahlreiche deutsche und auch andere europäische Autohersteller verzeichneten für das Jahr 2009 Rekordabsätze: Insgesamt 3,8 Millionen Autos verkauften die Hersteller in Deutschland. So viele Autos wurden seit 1992 nicht mehr verkauft!

Ihre Verkäufe konnten die Hersteller vor allem durch die enorme Unterstützung des Staates mächtig ankurbeln. Schon die Abwrackprämie war in erster Linie eine Unterstützung für die Unternehmer.
Wäre es der Regierung um uns gegangen, darum, dass wir etwas mehr Geld hätten, dann hätte sie zum Beispiel die Mehrwertsteuer gesenkt oder die Steuern auf Benzin.

Aber der Regierung ging es einzig und allein darum, der Autoindustrie mehr Käufer zu bescheren – also hat sie ihnen 5 Milliarden Euro Abwrackprämie geschenkt.
Dazu kommen noch die Geschenke aus den Rettungspaketen und die ausgeweitete Kurzarbeit, die ebenfalls aus öffentlichen Geldern bezahlt wurden.
In den Reihen der hunderttausenden Arbeiter der Autoindustrie profitiert jedoch niemand von diesen neuen Verkaufsrekorden. Im Gegenteil: Die Autokonzerne haben die Krise ausgenutzt, um massiv Stellen abzubauen, um zehntausende Leiharbeiter zu entlassen, Verträge nicht zu verlängern, Azubis nicht zu übernehmen. Ganz zu schweigen von den zehntausenden Entlassungen, die es in der Zulieferindustrie gegeben hat. Die Übriggebliebenen müssen mit viel weniger Leuten noch deutlich mehr Autoteile und Autos produzieren.
So haben die Autokonzerne und die Zulieferer die Krise genutzt, um die Produktivität weiter zu erhöhen, das heißt die Arbeiter noch mehr auszupressen – und das für weniger Lohn. Denn die Arbeiter mussten obendrein Lohnverluste verkraften.

Und kaum fängt das Jahr 2010 an, geht das Geschrei der Unternehmer von vorne los, genau wie vor einem Jahr. Schon kündigen sie die nächsten Absatzprobleme an.
Martin Winterkorn, der Chef von VW, die gerade 32% mehr Autos verkauft haben, stellt sich hin und sagt: „Die Lage ist dramatisch.“ Klar, er muss ja schließlich die nächsten Geschenke vom Staat erhalten und die nächsten Entlassungen und Verschlechterungen bei den Arbeitern rechtfertigen.

Eines hat das Jahr 2009 gezeigt: Die Arbeitenden sitzen mit den Kapitalisten nicht in einem Boot. Sie versuchen, sich auf unsere Kosten zu retten. Und auch wir können uns nur retten, wenn wir die Kapitalisten zwingen, einen Teil der Gewinne und des Reichtums einzusetzen, um Arbeitsplätze und Löhne zu sichern.

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