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Nr. 46, Oktober 2012 - Aus dem Ruhrgebiet

Ein Leser schreibt: Chemiepark Marl - (k)ein Bedarf!

Nach meiner Ausbildung zum Chemietechniker dachte ich, ich könnte im Chemiepark Marl (Kreis Recklinghausen), wo 30 Unternehmen mit 10.000 Beschäftigten auf einem Gelände sitzen, einen Job kriegen – wo sie doch alle von „Fachkräftemangel“ reden. Aber Fehlanzeige! Egal bei welchem Unternehmen ich mich meldete, überall hieß es – wenn man sie denn mal erreichte: „Wir haben leider zur Zeit keinen Bedarf an Arbeitskräften.”

Das kam mir doch komisch vor. Doch die Lösung dieses Rätsels fand ich dann schnell, als ich weiter nach Stellen suchte: Es gab Jobs in Massen bei 9 Zeitarbeitsfirmen der Stadt Marl, die alle – oh Wunder – Leute für den Chemiebereich suchen! Natürlich für den Chemiepark Marl, denn andere Chemiebetriebe gibt es nicht in der Gegend.

Ganz offensichtlich haben die Unternehmen wohl doch Bedarf. Aber nur für „Fachkräfte“, die als Leiharbeiter für 9 bis 12 € pro Stunde statt Tariflohn (16,36 €) arbeiten, keine tariflichen Zulagen bekommen und vor allem nie wissen, ob sie nicht nächste Woche schon wieder beim Arbeitsamt stehen. Ehrlich gesagt, für so einen Job habe ich keinen Bedarf!

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